Hallo Freunde,
wir haben die klassische Annapurna-Umrundung über den Thorong la Pass etwas ausgedehnt mit Tilicho Lake und anschließend Poon Hill. Hierfür haben wir insgesamt 20 Tage benötigt und wollen Euch gerne auf die kleine aber feine Reise mitnehmen. Wir beginnen mit dem ersten Part von dreien. Dieser erste Abschnitt des Weges geht bis zur ersten Aklimatisierungsstation in Bhraka (3450m).
Wir wünschen Euch viel Spaß beim Lesen und Betrachten der Bilder…
Nach zwei harten Eingewöhnungstagen in Kathmandu ging es für uns am Samstag, den 23. September 2017, endlich ab ins Gebirge. Und zwar nicht in irgendeines, sondern ins höchste der Welt: „Himalaya“ – ein Kindheitstraum wird wahr!
23.09.2017 Samstag, Kathmandu – Bhulbhule
Und wenn schon dann richtig, dachten wir uns, und machten uns gemeinsam mit den Einheimischen auf den Weg. Es ging also mit dem Local-Bus nach Besisahar (Startpunkt des Treks). Dies sollte man zumindest einmal erlebt haben! Hier wird überall gehalten und alles mit aufgesammelt, was am Wegesrand so mitgenommen werden möchte: also Fahrgäste – natürlich viel mehr als Sitz- oder Stehplätze vorhanden sind, Tiere und Ware. Nach dem 11-stündigen heißen Ritt über gefühlt jeden Stock und Stein sind wir gleich eine Station weiter nach Bhulbhule gefahren. Es hieß, dass man sich das erste Stück Pistenstrecke sparen kann. Zu diesem Zeitpunkt war uns auch schon alles egal, denn völlig durchgeschüttelt und transpiriert durch das tropische Klima, und gefoltert von der immer gleich plärrenden nervtötenden Bollywood-Musik, die die komplette Busfahrt über aus den übersteuerten Boxen trillerte, waren wir heilfroh, überhaupt irgendwo angekommen zu sein.
Kurze Pipipause am Rasthof und alle wieder rein!
In der Nacht also in Bhulbhule angekommen, wankten wir also in der Dunkelheit über unsere erste Hängebrücke in die sechs Quadratmeter große Holzbehausung.
24.09.2017 Sonntag, Bhulbhule – Gherma
Der erste Trekking-Tag. Morgens zusammenpacken und schnell die mörderischen Treppen runter zum Zähneputzen. Frühstück: Apple Pancake für Marcel und Banana Porridge für Diana.
Gleich am ersten Morgen schon ein erster Vorgeschmack auf das, was kommen wird.
Los geht’s durch tropische Vegetation. Warmschwüle Luft schlägt uns entgegen. Diana zieht erste Vegetationsvergleiche mit Südamerika, insbesondere Costa Rica und Ecuador. Und wir ziehen weiter voran, ein kurzes Stück Jeeppiste bevor es dann auf die neuen alternativen Treks geht. Einige Jahre zuvor gab es diese noch nicht, die ursprüngliche Route wurde zur Straße ausgebaut. Da holen die neuen Wege schnell die Nostalgie zurück.
Vorbei an unzähligen Reisterrassen.
Nachmittags kommen wir in unserer nächsten Unterkunft an, der Rainbow Lodge in Ghermu. Lektion Nr. 1: lass Dich nicht vom ersten Eindruck eines Zimmers in die Irre führen. Sah ganz hübsch aus, sogar mit Stuckzierde an der Decke. Und mit eigenem Bad!! Freude kam auf. Beim zweiten Blick kurz vorm Schlafengehen kam dann auch die Überraschung: wenn man direkt am feuchten Reisfeld schläft, hat man das eine oder andere Ungeziefer automatisch mit im Zimmer. Und hier ist alles etwas größer 😉 Insektenspry drauf und ab in die Kiste!
Die hervorragende Köchin der Rainbow Lodge.
25.09.2017 Montag, Ghermu – Tal
Nach einer schlaflosen Nacht ging es über Hängebrücken, die vertrauenswürdiger nicht sein könnten 😉 TÜV Rheinland würde sich im Grab umdrehen. Aber Achtung vor dem Gegenverkehr: nicht selten kommt Dir eine vollbeladene Eselskolonie entgegen oder motorisierte Drahtesel heizen in schwindelerregender Geschwindigkeit drüber. Bald sind die schwingenden aus Drahtseilen teils dürftig zusammengebundenen Talüberquerungen normaler Alltag und man „schwingt“ bedenkenlos drüber.
Wasserfälle noch und nöcher!
Weiter über Stock und Stein. Wir müssen mehrere Steinstufen hinauf, es ist drückend warm. Trotz einiger schlafloser Nächte zuvor fühlt man sich on tour dennoch topfit und die 12 KG spürt man hier etwas weniger als beim Probelauf in Deutschland.
Zieleinlauf nach Tal.
Jetzt wurde einem erst so richtig bewusst, auf was man sich hier eigentlich eingelassen hat!
26.09.2017 Dienstag, Tal – Tanchok
Nach einem weiteren langen Tag kommen wir abends in Tanchok an, dem Dorf der Gurung. Die Gurung sind ein nepalesisches Volk tibetischer Abstammung. Unter Einheimischen erleben wir einen der nettesten und schönsten Abende des Treks. Die Zimmerchen sind etwas größer, also ca. 10 qm, sauber und aus schönem Holz. Die „sanitären Anlagen“ hingegen nun ja, man kann nicht alles haben. Es gibt einen niedrigen Wasserhahn in dem Wellblechverschlag, aus dem kaltes Wasser kommt. Hierbei soll erwähnt sein, dass es abends so langsam echt empfindlich kalt wurde. Aber die liebe Dame des Hauses bot uns eine Bucket shower an, aus Afrikareisen nicht unbekannt. Man bekommt einen Eimer mit brühend heißem Wasser und mischt es mit kaltem. Dazu erhält man eine kleine Schüssel, mit der man Wasser abschöpft und über sich kippt. In dem Fall war es das gleiche Schüsselchen, aus dem wir später unsere Suppe und morgens unser Müsli gegessen haben – das nenne ich mal effizienten Materialeinsatz 😉
Gemütlich in der Küche saßen wir beim Feuerchen, über dem gekocht wurde, durften uns wärmen und bei der Zubereitung unseres Essens zusehen. Finde den Touri! 😉
Die Küche sah aus wie bei Urgroßoma – dunkel, urig, gemütlich, überall hingen und standen Küchenutensilien und Relikte aus vergangenen Zeiten: alte Siebe, uralte Radios und Mixer, irgendwo hing ein alter völlig vergilbter und eingestaubter Schlafsack an der Wand, und wir mittendrin. Das Gurung Ehepaar, welches die Lodge führte, waren zwei gemütliche und ruhige Personen, die mit Freude bei der Sache waren. Ich denke hier haben wir das beste Dal Bhat, die beste Garlic Soup und die beste Pumpkin Soup gegessen. Richtig lecker! A Propo Garlic Soup: Hiervon soll man möglichst viel essen, da sie wohl gegen die Höhenkrankheit schützt. Ich vermute es liegt daran, dass Knoblauch allgemein dafür bekannt ist, die Arterien schön frei und geschmeidig zu halten. Sprich damit das Blut besser fließen kann. Vielleicht soll man aber auch viel davon essen, da Knoblauch ja als natürliches Antibiotikum gilt. Wir hatten den ganzen Trail über keinerlei Magen-Darm-Probleme, vielleicht lag es ja daran. Wenn sich nämlich der Blick bei etwas Licht versehentlich in die Küchen, auf Geschirr oder Besteck verirrt – unser Immunsystem vollbringt wahrlich Wunder! 😉
27.09.2017 Mittwoch, Tanchok – Lower Pisang
Die Luft wird dünner und die Preise für Essen, Wasser und Toilettenpapier steigen. Schritt für Schritt geht es nur noch hinauf.
Die Vegetation verändert sich langsam und wird karger.
Ein Blick nach hinten lohnt sich immer.
Nachmittags kommen wir in Lower Pisang an. Vor dem Abendessen laufen wir noch die ca. 150 Höhenmeter hoch nach Upper Pisang, das alte Pisang. Für eine gute Akklimatisierung und Höhenanpassung ist es bei zunehmender Höhe ratsam, rund 200 Hm niedriger zu schlafen, als man Tag gewesen ist. Darüber hinaus ist Upper Pisang interessant, da man hier ein ganz ursprüngliches Dorf kennenlernt und das erste Mal einen Blick auf das gewaltige Annapurnamassiv werfen kann.
Blick auf den Annapurna II.
Die Häuser sind aus Stein, die engen Gassen sehr steil und verwinkelt. Neben zahlreichen kleinen netten Lodges gibt es hier eine große Gompa, die gerade restauriert wird. Eine Gompa ist ein buddhistischer Tempeltyp, verbreitet in Nepal, Tibet, Bhutan und teilweise Indien. Drinnen findet gerade eine religiöse Zeremonie statt, zu der man herzlich eingeladen ist. Wie bei fast allen Tempeln in Asien gilt auch hier Barfusspflicht.
Auch heute werden wir belohnt mit einem Platz in der heimischen Küche, dürfen direkt neben dem Kochfeuer sitzen und das für uns eigens zubereitete Dhal Bat genießen, auch diesmal wieder sehr lecker.
Da nun der Begriff Dhal Bat schon mehr als einmal gefallen ist: Dhal Bat ist das Nationalgericht der Nepalesen, die meisten essen es täglich mehr als einmal. Ein Dhal Bat Set besteht aus viel viel Reis und kleinen Schüsselchen, ca. faustgroß, an Linsensuppe, Gemüsecurry und vielleicht noch anderes Gemüse wie Spinat. Meist erhält man noch ein knuspriges Fladenbrot dazu und Pickels, das ist sehr scharf mariniertes Gemüse oder einfach einen scharfen Dip. Teilweise erhält man noch ein wenig Curd – Joghurt – dazu. Generell gilt bei Dhal Bat all you can eat – sprich ohne Aufpreis erhält man mindestens einmal einen „Refill“ an Dhal (Linsen- oder Bohnensuppe), Bat (Reis) und Curry. Das ist ganz gut zu wissen, nach einem ausgedehnten anstrengenden Tag 😉
Nach zwei drei Seiten fällt auch Diana in den Schlaf.
28.09.2017 Donnerstag, Lower Pisang über Ngawal nach Bhraka
Laut Plan soll es heute eigentlich direkt nach Bragha gehen. Wir lesen aber im Guide über das sehr ursprüngliche Dörfchen Ngawal, das mit ca. 3800 m gute 400 m höher liegt als Bragha. Was in unseren Augen noch mehr dafür spricht, den Umweg über Ngawal zu gehen, für eine bessere Akklimatisierung. Also geht’s wieder los, den Berg hoch. In Gyaru, einem ebenfalls sehr ursprünglichen Dorf, machen wir Rast an einem hübschen Aussichtsplätzchen und genießen Samosas (super leckere in dem Fall mit Kartoffelcurry gefüllte Teigtaschen, auch aus Afrika bekannt, die wir generell in Nepal viel zu selten gefunden haben).
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Tor zu Ngawal.
Was hier alles wächst 😉
Gegen Nachmittag wird es mit der Höhe zunehmend windiger.
Finde nochmal den Touri – links nur verschwommen zu erkennen, im Sucher wunderbar verfolgt: Diana haut es so richtig schön auf die Schnauze 😀
Da es erst halbzwei war, als wir in Ngawal ankamen, und es nach Bhraka nur noch knappe 3 Stunden sind, beschließen wir, heute noch nach Bhraka abzusteigen. Das war ein Fehler, wie sich schon während des Abstiegs herausstellte. Der Abstieg war extrem steil, und schon bald machten sich die Knie bemerkbar und beschwerten sich, dass das heute doch wohl alles zu viel war. Umkehren war irgendwann sinnlos, also sind wir runter bis Bhraka, wo wir bereits bei Dämmerung völlig abgekämpft ankamen. Marcel klagte über starke Knieschmerzen. Leider hatten wir an diesem Abend auch kein Händchen für die Auswahl der Lodge. Da in Bhraka ohnehin ein Akklimatisierungs- und Ruhetag geplant war, wollten wir uns am Tag drauf morgens gleich eine neue Unterkunft suchen. Und die war der Volltreffer: Die Himalaya Lodge. Ich glaube die schönste Unterkunft auf dem ganzen Trail. Sehr schöne helle, saubere Zimmer, super leckere Sandwiches, und die Hausbäckerei hatte den Welt-allerbesten Apfelkuchen!!
Da sich Marcels Knie trotz Diclo nicht so schnell besserte, Bhraka und die Himalaya Lodge echt gemütlich waren, haben wir einfach noch einen Tag dran gehängt. Wir haben die 2 Tage genutzt zum Wäsche waschen – von Hand – zum Ausruhen und zum Apple Pie essen 😉
Mit einem Apfelkuchen einen Beitrag zu beenden, kann nie falsch sein, so freuen wir uns schon bald, Part II und III mit Euch zu teilen.
Liebe Grüße
Diana & Marcel
Ruhetag am Gangapurna-Lake (Gangapurna-Peak 7455m).
Na dann bis bald ihr Lieben.
Verena 19. Oktober 2017
Beeindruckende Bilder und ein spannender Bericht von Eurer ersten Tour – vielen Dank! Ich freue mich schon auf Eure weiteren Erlebnisse und drücke Euch die Daumen, dass Ihr auch die nächsten Seiten Eures Abenteuerbuches so bunt füllen könnt!
Peter 19. Oktober 2017
Also das ist ja traumhaft, die Natur die Bilder ich würde das auch gerne miterleben – Diana Ihr seht so richtig erholt aus wirklich toll, weiter so ich bleibe euch auf den Fersen!
Carina 19. Oktober 2017
Toller Reisebericht! Nepal ist traumhaft! Ich freue mich auf mehr Berichte von Euch.
Marco 20. Oktober 2017
Wahnsinnsbilder und schöne Schilderung eurer Eindrücke!!macht weiter so! 🙂
Sandra 20. Oktober 2017
Tolle Bilder. Freu mich schon auf weitere Abenteuer.
Thomas 20. Oktober 2017
Hi Diana und Marcel,
wirklich tolle Bilder und ein wunderschöner Reisebericht…..könnte direkt ein Bestseller werden !
Genießt die vielen schönen Eindrücke und die weitere Reise !
Sandra 20. Oktober 2017
Ihr lieben!
Das ist so beeindruckend! Und ihr habt gerade erst angefangen…
Eure Bilder sind der Hammer! Wir freuen uns auf mehr!
Nadine 20. Oktober 2017
Hey Nachbar😊, das ist ja mal megageil die Lieben Daheimgebliebenen teilhaben zu lassen. Ich find es grossartig und die Bilder hammermässig . Ich freu mich schon auf die Fortsetzung, deshalb bleibt nicht zulange wo hängen, ich bin schon neugierig, was Ihr noch alles berichtet. Und genießt die Zeit, dafür beneiden Euch einige, weil sie es nicht gemacht haben. LG aus der Heimat, den merke dir: die Heimat vergisst man nie😉
Doris 22. Oktober 2017
Tolle Idee, eure Eindrücke und Erlebnisse so festzuhalten und uns somit teilnehmen zu lassen an eurer Abenteuerreise. Bin sehr gespannt und neugierig auf die Fortsetzung .
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