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Bagan

Eines vorweg, Bagan muss man gesehen haben…

Mittags dort angekommen, gab es erstmal eine unangenehme Überraschung: zwei Burmesen betraten den Bus und forderten uns Insassen lautstark und auf ziemlich forsche Art und Weise zur Zahlung eines Art Eintrittspreises zum Betreten der Pagodenlandschaft Bagan auf: etwas über 20 US$ pro Person. Keiner in dem Bus wusste etwas davon, dementsprechend war die Überraschung groß. Tatsächlich wurde diese Gebühr erst kürzlich eingeführt, nämlich im März 2017. Eines von einer Reihe unschöner Indizien dafür, dass auch in Myanmar die Touristenmaschinerie sehr schnell Einzug gefunden hatte. Wir sollten noch einige solcher Momente erleben. Die Krönung an der Sache war, dass sie einem mit Aushändigung des Tickets noch eine Informationsbroschüre ausgeteilt haben, in der erklärt wurde, dass 90 % der sogenannten Eintrittsgelder an die Regierung gehen, und gerade mal 10 % zur „conservation“ der Pagoden verwendet werden. Das war ein bisschen wie ein Schlag ins Gesicht und hatte definitiv einen unangenehmen Beigeschmack. Wenn wenigstens ein Großteil der Gelder der kulturellen Gedenkstätte zu Gute käme!


Die historische Königsstadt Bagan umfasst ca. 36 km2 und bis zu 2.000 Pagoden, oder auch Stupas genannt, die unterschiedlich gut erhalten sind. Das liegt daran, dass sie nur zum Teil restauriert sind und aus unterschiedlichen Baujahren stammen. Sie sollen größtenteils im 11. und 12. Jahrhundert entstanden sein, an die 6.000 Pagoden soll es ursprünglich gegeben haben. Damals hatte man offensichtlich viel Zeit und vor allem Geld, sich solch einer Architektur zu widmen. Ziel war das Abbild des Universums nach dem buddhistischen Glauben. Die Weitläufigkeit des Areals liegt daran, dass früher zwischen den Steinbauten auch die Wohnhäuser der Bevölkerung standen. Diese waren allerdings aus Holz und Bambus und sind über die Zeit natürlich verrottet.

Fortbewegen kann man sich in Bagan übrigens mit dem Fahrrad oder mit einem E-Bike. Wobei E-Bike in dem Fall kein Akku-unterstützes Fahrrad ist, so wie wir es kennen, sondern ein E-Roller. Herkömmliche motorisierte Roller sind Touristen in Bagan nicht gestattet. Dies allerdings war eine Wohltat nach dem ständig lauten Gehupe: auch wenn die E-Bikes etwas langsamer waren, war es auf den Straßen doch wesentlich ruhiger.

Die einzelnen Pagoden bestehen hauptsächlich aus Ziegelstein und sind wie gesagt unterschiedlich gut erhalten. An manchen sieht man noch die Schönheit und Detailverliebtheit der seinerzeit sicher sehr aufwendigen Steinarbeiten. Allerdings kann man heutzutage wohl nicht mehr genau sagen, was wirklich originalgetreu rekonstruiert wurde oder der Interpretation der Restaurateure zu verdanken ist. Entgegen der weitläufigen Annahme ist Bagan nämlich NICHT Weltkulturerbe der UNESCO. Um Touristen ins Land zu locken, ließ die bis 2011 herrschende Militärjunta vor allem in den 1990er Jahren zahlreiche Bauten mit Zement und Beton aufhübschen. Leider hat diese „Verschlimmbesserung“ laut Spezialisten so rein gar nichts mit internationalen Denkmalschutzrichtlinien zu tun. 1996 wollte Bagan das Siegel der UNESCO erhalten. Der Antrag hatte jedoch aus besagten Gründen wenig Aussicht auf Erfolg, weshalb er bald zurückgezogen wurde.

Mystisch und wirklich schön ist Bagan ohne Zweifel – insbesondere die Stimmung bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Wenn man auf eine der Pagoden hoch geklettert ist – natürlich bitte wieder barfüssig – und langsam dabei zusieht, wie sich die Farben und das Lichtspiel verändern, und sich die unendliche saftig grüne Landschaft in ein funkelndes Paradies verwandelt, aus dem hier und da immer wieder Pagoden majestätisch und wie verwunschen aus dem smaragdgrünen Wald auftauchen, in warmes goldglänzendes Licht getaucht.

Schwer zu sagen, was schöner ist: wenn die Sonne auf oder unter geht. Auf jeden Fall beides mitnehmen!
Ausblenden muss man hierbei allerdings die Tatsache, dass man natürlich nicht alleine ist: man teilt sich die Pagode mit zig wenn nicht Hunderten weiteren Schaulustigen. Am Fuße stehen zudem zahlreiche Autos, Busse, Bikes und Fahrräder, über die man einfach hinweg sehen muss, um das schöne Bild zu erhalten. Will man bspw. rechtzeitig den Sonnenaufgang miterleben, steht man am besten schon um 4 auf. Kommt man nämlich erst gegen 5.30 zu einer Pagode, sind die besten Plätze weit oben schon belegt.
Durch Zufall haben wir beim Radeln mitten durch das Grün, etwas abseits der Hauptwege, eine etwas ältere und schon leicht verfallene Pagode entdeckt, von der aus man auch eine wunderschöne Sicht hatte. Nur vier weitere Personen hatten sie auch noch entdeckt, sodass man hier relativ ungestört war. Wir vermuten, dass man hier eigentlich gar nicht hoch durfte, einige Steine wackelten auch schon gefährlich, wenn man sich mit leicht akrobatischen Übungen bis nach oben arbeitete. Gelohnt hat es sich aber 🙂

Wir durften auch Zeuge eines besonderen Naturschauspiels werden, denn Regen wird im November normalerweise nicht erwartet. Und so konnten folgende überwältigende Aufnahmen entstehen.

Es kündigt sich Regen an.
Das Spiel aus Farben kann beginnen 🙂

Vermutlich fragen sich gerade viele, warum man überhaupt noch auf Pagoden hoch klettern darf, wo doch in den Medien verbreitet wurde, dass dies neuerdings verboten ist. Wir hatten uns auch schon darauf eingerichtet, dass dies nicht mehr möglich sei. Tatsächlich darf man nicht mehr auf alle hoch, und wie gesagt ist das Besteigen zuweilen gefährlich. Aber ganz offensichtlich sind einige Pagoden speziell dafür geöffnet. Hier stehen unten nämlich auch Aufpasser, die das Eintrittsticket kontrollieren und darauf achten, dass man entsprechend gekleidet ist – also wie üblich nicht zu viel Haut und Knie – und auch brav die Schuhe auszieht.

Auch wir haben darüber nachgedacht mit einem Heißluftballon abzuheben.
Nachdem wir uns jedoch ein paar Videos und Erfahrungsberichte angesehen und erfahren haben, was für Preise hierfür verlangt werden, haben wir uns dagegen entschieden. Die Ballons sind gerade mal 45 min in der Luft und dürfen auch nicht mehr direkt über die Pagoden fliegen, sondern nur noch am Rande des Gebietes entlang. Dafür legt man zwischen 350 bis 500 US $ p. Person hin. Ehrlich gesagt war der Blick von einer Pagode aus, wie man sieht, schön genug. Heben wir uns das Geld lieber mal für einen Fallschirmsprung auf! Mal sehen, über welcher Landschaft der dann statt findet  😉



     

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