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Inle Lake

Nach drei Tagen in Bagan ging es mit dem Nachtbus weiter zum Inle Lake, genau genommen in den Ort Nyaung Schwe, welcher Ausgangspunkt für den Inle See ist. Bekannt ist dieser für die Einbeinruderer, die entsprechend mit einem Bein rudern, und die es nur am Inle See geben soll. Beeindruckend sieht das aus, muss man sagen!
Es stand noch die Alternative im Raum, ein Drei-Tages-Trekking einzulegen, der am Inle endet. Zum einen war das Wetter aber nicht so toll vorhergesagt, zum anderen haben wir gehört, dass es weniger um Trekking als eher um einen ausgedehnteren Spaziergang ging. Außerdem: die Landschaft dort ist ganz bestimmt auch ganz schön, hätte uns nach Nepal insbesondere was Trekking angeht vermutlich doch nur enttäuscht. In Summe waren das dann genügend Gründe dagegen und ganz ehrlich, Land und Leute lernt man nicht auf einem drei Tages Trek kennen, der an jeder Ecke propagiert wird.

Auch am Eingang von Nyaung Schwe wurden wir und alle anderen Mitreisenden bei unserer Ankunft wieder mit einem Eintrittsgeld überrascht, einfach nur um die Gegend überhaupt betreten zu dürfen. Die nächtliche Busfahrt, wie so einige, die wir bereits hinter uns hatten, war wieder mal alles andere als erholsam und entspannend – auch die Burmesen haben eine sehr chaotische und gewöhnungsbedürftige Fahrweise, und auf der hintersten Bank im Bus ist das Erlebnis doppelt so intensiv. Wir durften zum Glück gleich früh in unser Zimmer einchecken und holten erstmal Schlaf nach.
Danach schnappten wir uns zwei Räder und fuhren etwas durch die Gegend Richtung Inle See. Unterwegs trafen wir noch ein anderes Reisepärchen, deren Bekanntschaft wir in Bagan am Frühstückstisch machten. Wir verbrachten den Nachmittag und einen wunderschönen Sunset gemeinsam am Ufer des Inle Lakes, auf der Terrasse eines Sterne Resorts. Unsere Befürchtungen, sie würden uns bald hinaus komplementieren, da wir dort nichts konsumierten, war unbegründet. Als sie dann das Buffet aufbauten und es langsam dunkel wurde, brachen wir dann aber doch auf. Zumal man beim Anblick mit nur einem Frühstück im Bauch doch ein wenig ungeduldig wurde 😉
Die fast einstündige Fahrt zurück in die Stadt war recht abenteuerlich – die Räder in Asien haben normal kein Licht, und wenn funktioniert es nicht. Blöderweise war die Straße selbst auch recht dürftig beleuchtet. Stirnlampen lagen gut im Zimmer, schließlich war es nicht geplant, so spät zurück zu kehren. Die regelmäßigen Schlaglöcher auf der Fahrbahn waren demnach auch nur zu erahnen, und die Hunde, die immer mal wieder plötzlich am Rande der Straße auftauchten, entdeckte man auch erst im allerletzten Moment. Nachdem wir alle vier heil angekommen sind, buchten wir uns noch gemeinsam eine Bootstour für den Folgetag und gingen einheimisch essen.




Auch wenn eine Bootstour auf dem Inle Lake einer Kaffeefahrt ähnelt, würden wir sagen, es lohnt sich trotzdem. Man muss ja nichts kaufen. Unsere Tour führte uns zunächst vorbei an zwei Einbeinruderern in traditioneller Kleidung, die extra und eigens für die Touris relativ weit oben am See positioniert waren. Sobald ein Boot vorbei fährt, heben sie ein Bein, in der einen Hand das Ruder in der anderen den Angelkorb, und lächeln für ein Foto. Auch abends trafen wir sie wieder an. Eigentlich sehr traurig, andererseits wieder so grotesk, dass man schon fast wieder drüber lachen musste. Sie freuen sich aber wie ein Honigkuchenpferd, wenn man ihnen zuwinkt. Generell winken die Einheimischen einem gerne fröhlich zu.







Entlang des Inle Lakes sieht man immer wieder Häuser, vollständig aus Holz, auf langen Stälzen. Teils stehen sie schon gefährlich schief, teils waren sie auch schon verlassen. Jeder Haushalt hat ein oder mehrere Boote, anders kann man sich auch kaum hin- oder fortbewegen. Die Menschen leben an, in und mit dem Wasser, eigentlich wie am Ganges. Wir beobachteten, wie sie sich badeten, ihre Haare oder ihre Wäsche wuschen, oder Geschirr spülten. Ein bisschen blöd kommt man sich schon dabei vor, aber wo sonst soll man auch hingucken. Vermutlich sind die Bewohner dies aber gewohnt. Zudem, wenn sie „duschen“, haben sie immer ein Tuch umgebunden. Sicher nicht nur wegen vorbei fahrenden Touris 😉


Unser erster Halt war die angeblich weltweit einzige Webfabrik, die aus Lotusblüten Garn herstellt, und dieses dann zu Stoffen, Tüchern und Schals verarbeitet. Die Fabrik bestand aus einem großen Raum. Die Lotusblumen sind meist lila und sehen eigentlich aus wie Seerosen, zumindest wachsen sie genauso. Angeblich ist am Inle Lake der einzige Ort, an dem aus Ihnen Garn gewonnen und verwebt wird. Ansonsten werden ihre Samen gegessen, teilweise gepoppt wie Popcorn eben. Dieser Snack ist übrigens auch in Indien und Nepal verbreitet. Schmeckt auch ähnlich wie Popcorn.


Es war faszinierend, den Frauen bei der Erstellung des Garns zuzusehen. Die meterlangen Stangen der Lotusblume werden in Abständen von 2 bis 3 Zentimetern gebrochen. Innen liegen zähe klebrige Fasern, die auf Holz gerollt werden und so feinen Garn ergeben, der am Ende nicht mehr klebt. Die Frau, welche die Lotusblüten bearbeitet, sitzt dabei die ganze Zeit im Schneidersitz auf dem Boden. So entsteht ein immer länger werdender Garn, der irgendwann aussieht wie ein großer Wollkneuel. Die Spinnen, mit denen der gewonnene Garn zunächst webfähig gemacht wird, sehen aus wie aus Dornröschen. Auch durch die Webstühle, die wunderschön und echt kompliziert aussehen, fühlt man sich direkt in die Vergangenheit zurück versetzt. Alles ist aus Holz. Bevor der Garn sowohl mit natürlichen als auch mit chemischen Farben gefärbt wird, wird er auf eine Vorrichtung aufgespannt, wo dann direkt das entsprechende Muster eingefärbt wird. D.h. man sieht das fertige Muster, bevor es überhaupt gewebt ist. Danach wird das Ganze auf mehrere Spulen aufgezogen, die dann in entsprechender Reihenfolge am Webstuhl eingesetzt werden. Die Spulen werden mit Händen und Füßen gewechselt. Angeblich dauert es bis zu zwei Monaten, bis ein Schal alle Herstellungsprozesse durch hat. Als ich fragte, wie denn so die Arbeitszeiten seien, bekam ich nach kurzer Bedenkzeit die vermutlich gelernte Antwort: ungefähr 8 Stunden am Tag. Jedenfalls wundert es weniger, wenn ein Schal je nach Muster und Seidenanteil bis zu 200 US $ kostet. Wobei Lotusgarn in dem Fall teuerer ist als Seide. Was jedoch bei den Arbeiterinnen ankommt, kann man sich bei einem durchschnittlichen Monatslohn von 30 US $ zusammen reimen.




Nächster Stop war eine Tabakfabrik. Auch hier saßen wieder nur Frauen auf dem Boden und rollten und klebten den würzig riechenden Tabak in grüne getrocknete Blätter ein. Ich rauche zwar nicht, aber ich mag Tabakgeruch, am liebsten solange er noch nicht angezündet ist. Vor allem, wenn er Bananen, Schoko oder Anis Flavour hat. Marcel hat ein bisschen ausprobiert, und vor allem Banane und Schoko hat es mir persönlich angetan. Allerdings musste ich eher aufpassen, nicht reinbeißen zu wollen 😉

Wir hielten noch an einer Silberschmiede, wo es leider keine Fabrikation mehr zu sehen gab, sondern wir nur durch einen Shop geführt wurden. Daher beschlossen wir nach 5 min weiter zu fahren zu einem einheimischen Markt, der mehr Souvenirs als Obst und Gemüse anbot. Na ja, sie versuchen es eben wo sie können 🙂 Vielleicht hätten wir ja auch etwas mit genommen, hätten wir es nicht noch monatelang mit uns herum schleppen müssen. Dies war allerdings kein schwimmender Markt, wie es sie früher gab und man vielleicht hofft, dort noch zu sehen. Wir erfuhren, dass es schwimmende Märkte so nicht mehr gibt. Anders dagegen schwimmende Gärten, insbesondere rote und grüne Tomaten werden so angepflanzt.



Auf der Rückfahrt – nachdem wir unseren einbeinigen Ruderern noch mal gewunken haben – bekamen wir dann noch einen richtig schönen Regenguss ab, der natürlich wieder verebbte, sobald das Boot anlegte 😉 Dankbarerweise durften wir in unserer Unterkunft nochmal heiß duschen, bevor es mit dem nächsten Nachtbus weiter nach Yangon ging.

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1 Kommentar

  1. Anonymous 9. Januar 2018

    brigitte
    wunderschöne Bilder, und tolle Kommentare, einfach super

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