Adventure Book

an adventure story

Kolumbien – Bogota

Es war kurz nach Mitternacht, als wir in Bogota landeten. Da sich eine halbe Nacht im Hostel nicht wirklich gelohnt hätte, suchten wir uns für die wenigen Stunden bis zum Sonnenaufgang ein paar freie Sitzgelegenheiten in einer der Flughafenhallen. Gegen 6.30 sind wir dann mit den Öffentlichen und dem Google-Wegweiser zu unserem Hostel gefahren. 2x Umsteigen und fast eine Stunde später hatten wir es erreicht. Ging an sich ganz gut und war natürlich wieder mal wesentlich günstiger als mit dem Taxi. Unser Hostel befand sich im In-Viertel La Candelaria, welches als eines der sichereren Viertel Bogotas gilt. Es beherbergt einige Regierungsgebäude und liegt direkt neben dem „Centro„, der Altstadt. Zudem ist es bekannt für seine Graffity und Street Art.

Zum Glück hatten wir nur eine Nacht gebucht 😉 Das Hostel war nämlich mal wieder so, dass man hier ungern 5 Nächte verbringen wollte. Daran konnte auch die hübsche Siamkatze der Besitzer nichts ändern, welche Diva-ähnliche Züge an sich hatte: sie begann einfach irgendwohin hin zu kotzen, wenn sie nicht sofort ihr Essen genau dann bekam, wenn sie es wünschte.

So liefen wir also gleich am nächsten Morgen etwas durch die Gegend, um uns eine neue Bleibe zu suchen, in der wir uns wohl fühlten. So schwer war das nicht, in La Candelaria gibt es ein Hostel neben dem anderen. Nur 2 Blocks weiter liefen wir an einem schnuckeligen und einladenden Café vorbei. Da ich auf dem Schild in verschnörkelter Schrift auch etwas von Hostel gelesen hatte, gingen wir rein und fragten. Und hatten Glück. Die Zimmer waren wirklich extrem schön, und mit ein bisschen Verhandlungsgeschick auch bezahlbar. Allein für den Capuccino zum Frühstück und den Gemüsewok auf der Karte hätte es sich gelohnt! Und die Gastgeber waren überaus herzlich.

Generell war es ein sehr angenehmes warmes Gefühl, mit der bekannten lateinamerikanischen Herzlichkeit, Freude und Gastfreundlichkeit empfangen zu werden. Und die kulinarischen Köstlichkeiten, mit denen Kolumbien uns begrüßte: an gefühlt jeder Ecke wartete der verführerische Duft zahlreicher panaderias (Bäckereien) oder dulcerias (Süßwaren), die irre leckeren Kuchen und sonstige Backwaren anboten. Eisdielen, eine Vielzahl kleiner Restaurants und Imbisse mit verschiedenen verlockenden Gerichten, Supermärkte, in denen man ein riesen Sortiment an bekanntem und auch noch unbekanntem Obst und Gemüse finden konnte. Eigentlich für unsereins völlig normale Dinge, richtig? Schon, aber nach Kuba fühlten wir uns ein klein wenig wie im Schlaraffenland 😉 Unserer Meinung hat in jedem Fall auch der „Crêpes and Wafles“ Laden eine Erwähnung verdient! Eine Franchisekette, die in Kolumbien und Chile vertreten ist. Hier findet man mit das beste Eis, welches wir jemals gegessen haben. Und die Kugeln sind gigantisch!! Außerdem machen sie in größeren Filialen neben süßen Crêpes auch extrem leckere salzige Crepesgerichte, in allen verschiedenen Variationen, und haben zusätzlich eine üppige und vielseitige Salatbar. Hier waren wir öfter Kunde, wie man sich denken kann 😉

Bogota selbst hat uns ganz gut gefallen! Natürlich können wir nur von den „localidades“, wie die Viertel hier genannt werden, sprechen, die wir gesehen haben. Viele waren das nicht, genau genommen 3 (von über 10 glaube ich). Auch wenn wir vielleicht Zeit für mehr gehabt hätten, sollte man die restlichen auch eher meiden, da es hier dann doch immer noch zu gefährlich sein soll. Auch in La Candelaria selbst, welches als sicherstes Viertel Bogotas gilt, wurde uns angeraten, gewisse außen liegende Straßen zu meiden, und generell auch nicht groß im Dunkeln herum zu laufen.

So erkundeten wir die folgenden Tage Bogota über eine der täglich angebotenen Free Walking Tours, die richtig gut war! Die gibt es mittlerweile in jeder Stadt, manchmal muss man sich vorher online anmelden, manchmal nicht, der Guide wird über Trinkgeld entlohnt. D.h. Man gibt am Ende das, was man kann oder will, bzw. was es einem eben wert war. Neben historischen Spots machten wir Halt bei Gloria, welche super leckere frisch gepresste Säfte zauberte. Spannend war auch die „embajada de Coca“, also die Botschaft des Coca, wie der gebürtige Peruaner sein Geschäft nannte. Sein Ziel ist es, mit dem hartnäckig negativ behaftetem Bild der Coca-Pflanze aufzuräumen. Und zwar am liebsten gleich weltweit! Denn Kolumbien ist immer noch das Land mit dem global größten Umschlag an Kokain. Wie unser Guide mehrfach erwähnte: Das größere Problem in Kolumbien ist nicht die Guerilla oder die FARC, sondern das Kokain.

Dass die Coca Blätter viele positive Wirkungen auf die Gesundheit haben, war uns bekannt: hilft u.a. gegen Höhenkrankheit, fördert die Verdauung und allgemeines Wohlbefinden. Es scheint aber ein generelles Wundermittel zu sein: es findet Einsatz bei Rheuma und Muskelzerrungen, z.B. Als Creme, gegen Migräne, gegen kardiovaskuläre Probleme, ist natürlich auch gut für Haut, Gelenke etc. Die Message schlechthin lautet: Coca ist vielmehr als eine Droge. Und es ist in fast jeder erdenklichen Form aufnehmbar: als Tee, als Creme, als Pulver bzw. Mehl – der Kuchen aus Cocamehl war übrigens sehr schmackhaft, hat auch keinerlei Wirkung wie ein Haschmuffin 😉 – als Kapseln, als Bonbon, als Öl, oder auch einfach, indem man die getrockneten Blätter kaut. Für mein Befinden schmeckt es wie Mate Tee (was die Argentinier oder Uruguayos den ganzen lieben langen Tag über trinken). Für die, die das nicht kennen: schmeckt ähnlich wie grüner Tee, ohne Zucker! Leider sind Coca Blätter so gut wie nicht ausführbar, eben weil es immer als Droge anerkannt wird. In Form von Creme oder Öl sollte es mit einem bestimmten Siegel wohl aber möglich sein.

Ansonsten schlenderten wir einfach auf eigene Faust durch die Straßen, probierten einheimisches Essen und legten uns auch mal neues Schuhwerk zu. Unseres war nämlich kurz davor, in seine Einzelteile zu verfallen. Teilweise schön und teils auch sehr skurril, aber in jedem Fall interessant, ist die Fülle an Street Art in La Candelaria. Dies hat nicht nur einen gewissen Verschönerungseffekt – worüber sich sicherlich streiten läßt – sondern ist vielmehr Ausdruck von Geschichte, politischen und gesellschaftskritischen Themen. Sehr häufig geht es um die Unterdrückung der Einheimischen, der „indígenas“, durch ehemalige Kolonialherrschaften.

Beeindruckt waren wir von den vielen Grünflächen innerhalb der Stadt: überall gibt es kleine oder große Parks, die Außenbezirke von Bogota grenzen größtenteils an bewaldete Bergketten. Eine besonders guten Blick hat man vom Montserrate aus. Ein Berg, auf dessen Gipfel sich ein Kloster und diverse Restaurants befinden. Man kann hochlaufen, mit einer Seilbahn oder der Bergbahn fahren. Eigentlich wollten wir hochlaufen – und zwar muss man das vor 13 Uhr tun, danach ist der Weg angeblich zu gefährlich! Leider haben wir einen Dienstag erwischt, und ausgerechnet an diesem Wochentag ist der Weg für Wartungsarbeiten gesperrt. Also nahmen wir eben die Bergbahn, die Seilbahn fuhr nämlich auch nicht. Die Latinos sind ja auch für ihren Hang zum Kitsch bekannt – und der wurde hier am Montserrate richtig schön ausgelebt: überall gab es verschnörkelte Blumen- oder Tiergebilde aus Drähten und bunten Lichtern. Im Dunkeln muss das ein sehr farbenfrohes Spektakel sein! Gut fand ich wieder, dass teilweise Müll in die Kunst miteinbezogen wurde: wie z.B. Glas- oder Plastikflaschen, die kunstvoll zu einer ansehnlichen Blume zusammen gesteckt waren.

Am Wochenende sowie an Feiertagen werden die meisten Hauptadern der Stadt – so werden die längsten und breitesten Straßen Bogotas genannt – für den Verkehr gesperrt und den Bewohnern zum Sport zur Verfügung gestellt: unzählbare Jogger, Inline Skater und Radfahrer bewegen sich wie Ameisen über die mehrspurigen Straße, wenn sie nicht in den umliegenden grünen Gebirge Bogotas Sport machen. Beeindruckend, das zu sehen. Bei uns werden die Straßen in der Regel wegen Smogalarm gesperrt! Was hätte ich da für ein cooles Rad gegeben! 😉

Apropos cool: In Südamerika ist Uber (das „Alternativtaxi“) sehr populär, so auch in Kolumbien. Grund ist neben dem vergleichsweise günstigem Preis auch einfach die Sicherheit! Es gibt zwar überall staatliche Taxis, die entsprechend gekennzeichnet sind, aber auch viele schwarze Schafe darunter. Daher ist hier immer Vorsicht geboten. Mit Uber ist man eher auf der sicheren Seite. Jedenfalls gibt es hier die „Uber Angels“, von denen wir hier in Kolumbien zum ersten Mal gehört haben: Sie sind die rettenden Engel, wenn man abends zu tief ins Glas geschaut hat. Sie kommen zu zweit, damit einer Dich nach Hause fahren kann, der andere Dein Auto. Das nennen wir innovativen Fortschritt 😉

Nach fünf relativ entspannten Tagen flogen wir weiter an die Küste in den Norden Kolumbiens, nach Santa Marta, und freuten uns auf schwülwarmes tropisches Sonnenwetter! Denn eines war es in Bogota: ungemütlich kalt! Tagsüber war es erträglich, aber abends brauchte ich 3 bis 4 Stunden, bis meine Eisklumpen – also meine Füße – unter den diversen Bettdecken, die ich vom Hostel dankenswerterweise zur Verfügung gestellt bekam, mal ein bisschen warm wurden. In Bogota bzw. generell eigentlich in Südamerika sind die Gebäude in der Regel für kaltes Wetter nicht ausgelegt. Außer vielleicht in Patagonien. So zieht es überall durch, alles ist relativ offen und luftig gebaut, so richtig warmes Wasser gibt es in den Duschen auch nicht wirklich, von irgendwelchen Beheizmechanismen ganz zu schweigen. Und der Klimawandel macht sich eben doch überall bemerkbar. Ständig hören wir nur: dieses Wetter ist ungewöhnlich für diese Jahreszeit! Wir hatten mal wieder alles an, was wir an warmer Kleidung so dabei hatten. Und arg viel ist das ja bekanntlich nicht 😉

Nächster in Artikel

Vorheriger in Artikel

Antworten

© 2024 Adventure Book

datenschutz

Impressum