Adventure Book

an adventure story

Kuba

VINALES
Nach dem Frühstück ging es dann am vierten Tag weiter nach Vinales, welches im Westen Kubas in der Provinz Pinar der Rio liegt. Wir entschieden uns für unsere erste Fahrt durch Kuba für ein Sammeltaxi, „un taxi Collectivo“. Dass so ein Sammeltaxi nicht immer besser, verlässlicher oder günstiger ist als der Touribus, wie man oft liest, wussten wir bis dato noch nicht. Dennoch ist es schon ein Erlebnis, mal in so einem Teil gesessen und mitgefahren zu sein 😉 Auch wenn die Busse zugegebenermaßen bequemer sind, insbesondere für längere Strecken. Oder man nimmt gleich einen von den lokalen Transporten für unter einem Dollar, wenn man mitgenommen wird 😉

Nach Vinales fährt man hauptsächlich der Natur wegen: von hier aus startet man Ausflüge in das umliegende Valle de Viñales. Die Landschaft ist geprägt von grünen Hügeln und Tälern, aus denen immer wieder Kalksteinfelsen emporragen, die teilweise auch begrünt sind.
Wir hatten lediglich zwei Nächte in Vinales geplant. Im Nachhinein hätte man hier vielleicht ein oder sogar zwei Nächte länger bleiben können. Das Valle ist nämlich wirklich wunderschön. Ca. 1 Stunde entfernt an der Küste trifft man auf den Cayo Juitas, ein Strand, der wohl auch sehr schön sein soll, den wir jedoch zeitlich nicht berücksichtigt haben.
Die Stadt Vinales selbst haben wir als reine Aneinanderreihung von Casas für Touristen und Restaurants in Erinnerung. Ehrlich gesagt wenig berauschend. An der Hauptstraße entlang gibt es ein paar ganz hübsche kleinere Kolonialbauten. Das war es dann aber auch. Ehrlicherweise hat uns Vinales mit seiner Geschäftigkeit ein wenig überrascht wenn nicht überfordert: es scheint, als würde die Menschen hier nicht wirklich ihr Leben leben, es geht immer und überall nur um das Eine: „Touris Melken“. Und am besten sehr schnell, damit der allgemeine Reisende nicht an der nächsten Ecke ein anderes besseres Angebot bekommt und vielleicht noch vergleichen könnte. In diese Falle sind wir leider auch hinein getappt – na ja, ab und an passiert das eben 😉 Als wir mittags ankamen, empfing uns die Dame des Hauses zunächst mit überschwänglicher Freundlichkeit und zählte uns direkt alles auf, was für Touren wir über Sie buchen können etc. Kennt man ja schon alles, Vetternwirtschaft. Wir fühlten uns irgendwie direkt unter Druck gesetzt. Zudem hatte das Ganze hier auch nichts mehr mit dem Flair einer klassischen Casa particular zu tun, es war vielmehr wie ein richtiger Hotelbetrieb, was wir einfach nicht erwartet hätten. Denn überall liest man, das Schöne an Casas particulares sei, dass man mitten in der Familie lebt, direkt unter Einheimischen, richtig integriert ist und einen viel besseren Einblick in die Kultur und Haltung der Kubaner erhält, als in einem Hotel. Das war vielleicht mal so, und ganz selten findet man so etwas vielleicht mit viel Glück auch noch. Heute sind die Casas zum größten Teil wie kleinere Hotelbetriebe organisiert und haben ihren Flair meist gänzlich verloren.
Nichtsdestotrotz, seit 1999 ist das Valle UNESCO Weltkulurerbe und seit 2001 zum Nationalpark ernannt. Erkunden kann man es zu Fuß oder mit dem Pferd. Wir entschieden uns für letzteres. Wir müssten uns aber jetzt schnell entscheiden, denn die Tour beginne um 14 Uhr und dauert ca. 4 Stunden und gegen 6 wird es ja auch schon dunkel. Alles klar. Und es wäre auch wirklich besser, wenn wir es heute machen würden, denn morgen ist den ganzen Tag Regen angesagt. Diese Karte wird natürlich immer gezogen. Aber da wir nur 1/2 Tage in Vinales hatten, nutzten wir die Gelegenheit.

HOCH ZU ROSS ÜBER TABAK- UND KAFFEEPLANTAGEN

Gegen 14 Uhr wurden wir dann abgeholt. Mit einem Auto. Der Fahrer, der zum Glück nicht unser Guide war, war buchstäblich das, was man einen sehr unangenehmen Zeitgenossen nennt. Unterwegs schnappten wir noch ein brasilianisches Pärchen auf und sattelten anschließend die Pferde.


Es ging durch üppiges und saftig grünes Dickicht. Es war recht frisch, und der Regen der letzten Tage tat sein übriges. Als wir so durch die schmalen Trampelpfade trabten, waren wir sehr froh, uns für die Pferde entschieden zu haben. Alles andere wäre die reinste Schlammschlacht gewesen. Unser erstes Ziel und somit erster Halt war eine kleine „Tabakfabrik“: also eine Trockenhütte und eine weitere kleine Hütte, in der drei Mitarbeiter die getrockneten Blätter zu Zigarren drehten. Der „Patron“, also der Besitzer des Terrains, war gewiss an die 90 Jahre alt, sah aus wie ein typischer Bilderbuch-Kubaner mit Zigarre, den typischen Hut auf dem Kopf, ständig Qualm um sich herum und vermutlich kaum noch Zähne im Mund 😉 Wir lernten, dass es 3 verschiedenen Qualitäten von Tabakblättern gibt, welche alle an einer Pflanze zu finden sind. Die besten sind die obersten Blätter der Tabakpflanze, da sie die meiste Sonne abbekommen. Es sind auch die größten Blätter. Die mittleren Blätter sind schon etwas kleiner und entsprechend von mittlerer Qualität, und untersten entsprechend damit logischerweise der 3. Qualitätsstufe. Genau wie viele andere Länder verwenden die Kubaner das beste für sich, exportiert werden eher die Zigarren aus weniger guten Blättern. Wie man uns erklärte, wurden hier weder Montechristo noch Cohibas hergestellt, welche in der Regel an die Touristen verkauft oder eben exportiert werden, sondern Zigarren von noch höherer Qualität. Denn hier – und aussagegemäß NUR hier – werden zum einen für die gesamte Zigarre gleich gute Blätter verwendet, zum anderen wird den Blättern hier vor dem Rollen die „Ader“ entfernt. Damit wird dem Blatt der stärkste und größte Anteil des Nikotins genommen. Die Zigarre wird quasi gesünder! 😉  Der hohen Kunst des Rollens zuzusehen war dennoch überaus interessant. Die Blätter werden nicht einfach nur zusammengerollt, sondern entsprechend unterschiedlich zurecht geschnitten, korrekt aufeinander gelegt, gerollt und am Ende geschnitten. Danach durften wir natürlich auch jeder eine paffen. Dazu wird das Mundstück mit Honig beschmiert. Warum habe ich bis heute nicht so recht verstanden, angeblich damit es besser schmeckt.

Unser nächster Spot: eine Minifarm mit Kaffee, Honig- und Rumherstellung. Den Honig und den Rum durften wir probieren, der Kaffee wurde uns verwehrt, zu unser aller Enttäuschung. Einen Espresso hatten sie für einen verhältnismäßigen Wucherpreis im Angebot, auf den wir dann alle verzichteten. Der Rum jedoch hat zugegebenermaßen sehr gemundet und war auch günstiger 🙂
So langsam würde es dunkel, und unser Guide wollte uns schon wieder zum Ausgang Lotsen. Da hatte er die Rechnung aber ohne uns gemacht: Das könne ja nicht sein, die Tour ginge doch sicher länger, wir sind ja auch später los, und wir wollen jetzt auch alles sehen. Und siehe da, es war durchaus möglich, auch im Dunkeln zurück zu reiten. Somit verbrachten wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang an einem höher gelegenen Mirador (Aussichtsplatz), der einen traumhaften Rundumblick in das umliegende Valle darbot.


Auf unserem Rückweg, auf dem es bereits dämmerte, durfte Marcel sein Pferd nochmal so richtig auskosten. Irgendwie hatte er das Glück, das quirligste Pferd von allen zu bekommen. Während die anderen brav hinterhertrotteten, wollte seines immer ganz vorne das Kommando angeben und am liebsten ständig galoppieren. Damit war es nicht alleine, denn sein Reiter wollte das ebenso. Als dann noch der Guide mit leichten Peitschenhieben und Anspornrufen nachhalf, kamen die beiden gar nicht mehr zum Stehen. Ein klein wenig neidisch war ich da ja schon, mein Brauner hatte wenig Lust zu galoppieren. Und in der Regel gehorchen Pferde in solch Turkolonnen ohnehin nicht dem Reiter, sondern dem Guide, bzw. kennen den Weg in und auswendig. Ob man also ein wenig reiten kann oder nicht, ist völlig gleichgültig. Auch wenn sich Marcel vor lauter Pferd und Galopp schließlich kaum noch halten konnte und fast im matschigen Graben gelandet wäre, hatte er den Ausflug sichtlich genossen und stieg am Ende überglücklich von seinem neuen Freund ab 🙂

 

VALLE DE VINALES

Der nächste Morgen weckte uns mit warmen Sonnenstrahlen. Heute wollten wir das Tal zu Fuß erkunden. Wir hatten uns zwei Ziele ausgesucht, die wir ansteuern wollten, der Rest würde sich ergeben. Eines davon war die „Mural de La Prehistoria“, die prähistorische Mauer. Wir hatten am Abend zuvor gehört, dass es dorthin ein ganz schöner Spaziergang sein soll. Das war es ohne Zweifel auch. Zwischendurch fühlte man sich wie auf der Alm, hier und da ein paar Hütten, dort ein paar Kühe, einige Katzen und Hunde tollten umher. Die Mural de La Prehistoria war um ehrlich zu sein ein Witz, lag aber mehr oder weniger auf unserem Weg: es handelte sich schlichtweg um eine Felswand, die wohl zufällig frei war und auf die man mit bunter Farbe und vermeintlich kunstvollem Stil ein paar prähistorische Tiere drauf geklatscht hat. Da auf dem Vorplatz anscheinend regelmäßig ein bisschen Rasen gemäht und gegossen wurde, dazu links und rechts zwei oder drei Blümchen gepflanzt waren, wurde ein Eintritt dafür verlangt, um der Attraktion 10 m näher zu sein. Wir spazierten außen herum am Zaun entlang, der Blick von hier war völlig ausreichend 😉 das Valle dahinter ist ums so schöner.






Als nächstes liefen wir hoch zum Mirador de los Jazmines, eine Aussichtsplattform direkt neben dem gleichnamigen 5-Sterne-Hotel. Hoch über Vinales liegend, hat man von hier die angeblich beste Aussicht auf das Valle. In jedem Fall hatte man einen sehr weiten Überblick und der wirklich schöne und abwechslungsreiche Aufstieg mit stellenweisen kurzen Verirrungen in dem dschungelartigen Dickicht war es allemal wert! Als es bereits anfing zu dämmern, stiefelten wir einen anderen Weg zurück nach Vinales downtown. Er führte uns durch traumhafte schöne Landschaft, die wir zusammen mit einer netten Vierergruppe fast für uns alleine hatten. Gemeinsam beobachteten wir das Naturschauspiel der untergehenden Sonne, in der alle Farben um uns herum noch mehr schimmerten und funkelten.
Es war schon dunkel, als wir in Vinales ankamen. Wir trafen uns noch mit Bekannten zum Essen und fielen danach todmüde ins Bett. Am nächsten Morgen sollte es weiter gehen nach Playa Largas.

PLAYA LARGAS

Wir hatten uns aus zweierlei Gründen für einen Stop in Playa Largas entschieden: zum einen, weil viele sagen bzw. schreiben, es soll so extrem schön hier sein, ein Paradies geradezu. Zum anderen wäre der Weg zwischen Vinales direkt nach Cienfuegos, unserem nächsten Halt, doch etwas lang gewesen. Und so ein, zwei Tage Strand zwischendurch schaden ja nicht. Hinzu kam, dass wir in Vinales in dem „Casa-Hotel“, in dem wir nächtigten, zwei weitere extrem nette Pärchen kennen lernten, die wir in fast jeder unserer nächsten Destinationen auf Kuba wieder trafen. Was nicht allzu mysteriös ist, da ja doch jeder irgendwie die ähnlich typische Route hat. Aber in jedem Fall überaus lustig, ein Revival Treffen in Europa ist bereits vorgesehen 🙂
Da die vermittelte Casa in Vinales alles andere als schön war – abgesehen von den Mitbewohnern – hatten wir diesmal nichts vorausgebucht. Tatsächlich mussten wir etwas herumsuchen, haben dann aber eine ganz passable und erschwingliche Unterkunft gefunden. Playa Largas hat für all diejenigen etwas, die Einsamkeit und gute Tauchspots suchen. Der Strand ist ca. ein Fußballfeld breit, dafür aber menschenleer.

Schnell hatten wir dann auch unser „Stammlokal“ für die zwei Tage auskundschaftet: hier konnte man gut frühstücken, Mittag essen sowie zu Abend essen. Es war ein ganz einfaches Peso-Restaurant, eher ein Imbiss ohne Tische oder Stühle, bestehend aus einem Bretterverschlag am Straßenrand. Die Auswahl war überschaubar, aber die Panes (zu deutsch Brote, in dem Fall eher paninis) mit verschiedenen Belegen waren richtig lecker, und der Flan erst! (Flan ist eine typisch lateinamerikanische Nachspeise aus Eibasis. Oft auch genannt „leche asada“, also gegrillte Milch. Schmeckt im Grund genommen nicht viel anders als Crème brulée in Frankreich oder Crema Catalana in Spanien.)
Das allerbeste an dem Stand jedoch war der Verkäufer: ein junger Farbiger, durch und durch schwul, der dies auch vollkommen auslebte, seinen Job so richtig von Herzen machte und seine Stammkundschaft allesamt zu kennen schien. Es standen aber auch immer viele Touris in der Schlange, und er behandelte jeden einzelnen Kunden wie einen König. Es war fast ein Highlight, sich dort ein Pan zu bestellen. Zugegebenermaßen würde es einem irgendwann auch zum Halse heraushängen, aber für die zwei Tage war es perfekt! 🙂

Am Marktplatz hatten wir uns bei „Giovanni el Grande“, wie er sich selbst nannte, ein vergleichsweise günstiges Taxi Collectivo nach Cienfuegos organisiert. Dachten wir ;-).  Als er am nächsten Morgen um halb nach 9 immer noch nicht auftauchte – vereinbarte Abholzeit war 9 – packten wir unsere sieben Sachen und rannten zur Bushaltestelle. Wir wussten, dass der Via Azul Bus zwischen 9.30 und 9.40 abfahren würde. Wir hatten zwar kein Ticket, aber da Pl. Largas ein kleines Örtchen ist, hat man die Chance, dass sie einen auch mal so mitnehmen. Ganz überraschungsfrei war es vielleicht nicht: Giovanni sah eigentlich schon aus wie ein Gangster, mit Goldkettchen, Goldzahn und einem lässig-wissenden Lächeln.
Keine Ahnung, wir wir jeder mit jeweils zwei Rucksäcken vorne und hinten so schnell rennen konnten, ohne über unsere eigenen Füße zu stolpern. Aber wir haben den Bus noch rechtzeitig erreicht, und er hatte auch noch 2 Plätze für uns frei. Da er dann auch noch um einiges günstiger war als der übliche Taxi-Preis, entschieden wir, von hier ab nur noch mit dem Bus zu fahren. Ist in jedem Fall auch verlässlicher, zudem sind die Preise zentral ausgeschrieben. Glücklich und zufrieden fuhren wir weiter Richtung Cienfuegos.

CIENFUEGOS – BEIDRUCKENDE ALTSTADT

Am Busbahnhof in Cienfuegos angekommen kauften wir uns direkt ein Ticket für die Weiterfahrt nach Trinidad. Ursprünglich wollten wir nur eine Nacht in Cienfuegos bleiben: die sechstgrößte Stadt Kubas ist berühmt für ihre bezaubernde Altstadt, aber so wahnsinnig vielmehr als das gibt es eigentlich nicht zu tun oder zu sehen. Daher halten sich die meisten nur sehr kurz hier auf. Da wir aber erst für den übernächsten Tag ein Ticket erhielten (war schon alles ausgebucht), blieben wir eben zwei Nächte.
Wir liefen aus dem „Terminal de buses“, als uns nicht mal ein Block weiter ein netter junger Mann ansprach, ob wir nicht eine Casa suchten. Ja, suchten wir. Also schauten wir mal, was er uns so zu bieten hatte. Und waren überwältigt: ein riesiges zweistöckiges schönes helles Loft! Und nach ein bisschen verhandeln zu einem unschlagbaren Preis!





Aufgrund des wirklich schönen und für Kuba erstaunlich gut erhaltenen historischen Altstadtkerns, seit 2005 auch Teil des „Unesco Weltkulturerbes“, wird Cienfuegos oft auch als die „Perle Kubas“ bezeichnet. Neben Trinidad natürlich, aber eben nicht ganz so touristisch. Cienfuegos ist übrigens nicht nach dem Held der kubanischen Revolution Camillo Cienfuegos benannt, wie oftmals angenommen, sondern nach dem damals residierenden Gouverneur Kubas, José Cienfuegos.
Von unserem „Loft“ aus waren wir nach ca. 15 min Fußweg in der Altstadt. Dazu mussten wir zunächst den Paseo der Prado überqueren, welcher so etwas wie die Hauptavenue von Cienfuegos ist. Breit angelegt, zwischen den beiden Spuren eine großzügige Allee für Fußgänger, umrahmt von Palmen und Bänken. Ungefähr auf unserer Höhe befand sich auch einer der Internet-Hotspots. Das erkannte man immer daran, dass eine große Traube von Menschen Tag wie Nacht mit gesenktem Kopf da saßen oder standen und auf Ihr Smartphone starrten. Weiter lief man durch eine Art Fußgängerzone, bis man auf die Plaza Mayor traf, wie ja eigentlich jeder größere Platz in jeder Stadt Zentral- oder Südamerikas heißt 😉 Hier wird man tatsächlich überrascht: von soviel Sauberkeit sowie aristokratisch anmutender und wirklich schöner Architektur, die man sonst von Kuba nicht wirklich gewohnt ist. Die Altstadt Cienfuegos ist noch gar nicht so alt, sie entstand im 19. Jahrhundert, als sich erste französische Siedler aus den umliegenden Kolonien hier niederließen. Darüber hinaus wurde in den letzten Jahren wohl einiges restauriert – Cienfuegos ist kein armes Städtchen. Durch die günstige Verbindung zu Meer und Schienennetz wurde die Stadt neben Trinidad bald zu einem der wichtigsten Wirtschafts- und Handelszentren Kubas. Etwas außerhalb des Stadtkerns sollte mal ein Atomkraftwerk entstehen. Mit Wegfall der sowjetischen Unterstützung wurde das Projekt aber eingestampft, Umrisse des begonnen Baus sind jedoch noch erkennbar. Schlendert man den Malecón (die Uferpromenade) entlang bis zum Ende, gelangt man zur Punta Gorda. Hier befand sich einst das eher noblere Viertel von Cienfuegos, wovon die palastähnlichen Villen heute noch zeugen. Das spektakulärste Gebäude ist der Palacio de Valle. Ein ehemaliger Zuckerbaron ließ sich den Palast einst von einem italienischen Architekten erbauen, der auch sichtbar arabische Bauaspekte mit einfließen ließ. Auffallend sind die drei unterschiedlichen Türme, die jeweils für Macht, Liebe und Spiritualität stehen sollen. Ein wenig kitschig, aber durchaus überwältigend, insbesondere durch Den Standort: ganz am Ende der Bucht, eine prunkvolle Straße hinführend, und weit und breit nichts außen herum, mit Blick auf das Meer.

TRINIDAD – EIN BEZAUBERNDES SCHMUCKSTÜCK

Nach zwei Tagen Architektur-Sightseeing und Entspannen in unserer großzügigen Unterkunft in Cienfuegos saßen wir wieder im Bus Richtung Trinidad. Auch hier hatten wir keine Casa vorgebucht. Dies ist in Trinidad auch wirklich nicht nötig: schon von Weitem sieht man die Menschentraube, die am Busbahnhof auf die Ankömmlinge wartet, um ihre Unterkunft anzupreisen. Als Marcel beim Aussteigen einer älteren Dame behilflich war, war diese wohl so erfreut darüber, dass Sie uns direkt fragte, ob wir noch ein Zimmer suchten, sie hätte noch eines in ihrem Haus frei. Dort empfing uns ein schönes Zimmer in einem wunderschönen Haus mit gemütlichem Innenhof, und so blieben wir.
Es war schon später Nachmittag, sodass wir uns direkt ins Zentrum von Trinidad begaben, was so ziemlich genau um in Ecke lag. Bunt, fröhlich, laut und musikalisch geht es dort zu. Tische und Stühle waren draußen wie drinnen gefüllt, überall bekommt man Caipis, Pinha Coladas oder Mojitos. Aus jeder Ecke ertönt rhythmischer Salsa, meist von einer Live Band, was immer mehr Gäste dazu animiert, das Tanzbein zu schwingen. Überall sieht es sehr pittoresk und romantisch aus, wie auf einem schön gemalten Bild. Insbesondere um die Spanische Treppe herum, die hinauf zur Plaza Mayor führt. Ihre Stufen sind übersät von filigranen Bartischchen und Stühlen sowie von zahlreichen Besuchern, die dazwischen auf einer freien Stufe Platz genommen haben, fröhlich an ihrem Mojito oder sonstigem Cocktail aus Plastikbechern nippen, die Atmosphäre auf sich wirken lassen und das Geschehen beobachten. Man sieht und merkt, dass auch Trinidad sich wirtschaftlich etwas von anderen kubanischen Städten abhebt, was es wohl dem Tourismus und seinem Hafen zu verdanken hat. Eine Menge kleinerer und größerer ausgezeichneter Restaurants säumen die Wege. Manchmal muss man diese jedoch kennen oder zufällig finden, wenn man nicht an einer Ecke von einem „Restaurantführer“ darauf aufmerksam gemacht wird, der einem die noch nicht bekannte Gaststube hinten um die Ecke vorstellt. Denn nicht selten verbergen sie sich in irgendeinem Hinterhof, hinter riesigen Türen, hinter denen man niemals ein schickes Restaurant vermutet hätte. Einige unter ihnen sind bekannt für ihre Inneneinrichtung: hier kann man sich zuerst „satt sehen“, bevor man sich satt isst. Man hat vielmehr das Gefühl, in einem Museum oder Antiquariat zu sitzen, oder einfach im gemütlich eingerichteten Wohnzimmer bei Oma statt in einem Gastronomiebetrieb. Meistens führt auch in irgendeiner Ecke eine Schwindel erregende enge Treppe zu einer nicht vermuteten gemütlichen Dachterrasse, von der man dann bei einem Gläschen „vino“ oder einer „cerveza“ über die Dächer und die lichtdurchfluteten Gassen blicken kann. Spaziert man etwas aufmerksam durch die Straßen, entdeckt man immer wieder wahre Prachthäuser. Durch die großzügigen offenen Fenster, die in der Regel zwar vergittert aber offen sind, läßt sich vor allem abends ein Blick ins wohnliche Innere werfen. Große luftige Wohnräume mit hohen Decken präsentieren sich, viele von Ihnen sind mit Holz ausgestattet. Zwischendurch taucht immer wieder ein einladendes Café oder Restaurant auf. Als wir später zufällig auf unsere Bekannten aus Vinales trafen, von denen wir wussten, dass sie sich ungefähr zeitgleich in Trinidad aufhalten würden, ließen wir den Abend gemeinsam auf einer der schönen Dachterrassen bei kubanischem Bier und spannenden Gesprächen ausklingen.

Trinidad ist in der Tat ein wahres Schmuckstück. Wenn man jedoch nicht tagelang nur Café trinken oder gut essen gehen möchte, sind 2 bis max. 3 Tage unserer Meinung nach völlig ausreichend. Denn offen gestanden hat abgesehen davon Trinidad Stadt selbst nicht so wirklich viel mehr zu bieten. Es gibt aber einige Ausflüge in die Umgebung, die man unternehmen kann, z. B. zu Playa Ancon oder einfach in die umliegende Natur.

MIT DEM RAD ZUR PLAYA ANCON

Wie meistens hat man die Auswahl zwischen Rad, Taxi oder Pferd. Wir liehen uns für einen Tag zwei Räder, das erste Mal auf Reisen gar nicht mal so schlechte Räder: Mountainbikes, bei denen die Gangschaltung mal keine Attrappe war! Nach guten zwei Stunden durch die sengende Hitze entlang der Küste erreichten wir unser Ziel. Ein kilometerlanger Strand wie aus einem Bilderbuch lag vor uns: eiskaltes, klirrend klares Wasser, ruhiger Wellengang, feiner Sand schimmerte in der Sonne. Wir ließen am Ende des Strandes nieder, hier war der Liegeabstand bei etwa 100 Meter 🙂
Nach ein wenig Ausruhen und Baden spazierten wir entlang des Wassers, auf der einen Seite das Meer, auf der anderen Seite dichtes Grün. Vereinzelt hatten sich hier und da Einsamkeit Suchende mit Hilfe von Ästen und Tüchern ein schattiges Plätzchen gebastelt. Der Strand schlängelte sich immer weiter und schien kein Ende zu nehmen, auch wenn er das laut Karte ja irgendwann musste, aber er schien ewiglich.

Nach dem bisher gemütlich verlaufenen Tag kam dann doch noch Action auf, als wir zurück zu unseren Drahteseln kamen. Diese hatten wir zuvor am Parkplatz eines Hotels angekettet, wo wir natürlich ein Entgelt pro Rad leisten mussten, damit „darauf aufgepasst“ wird, wie der Wächter behauptete.  Außerdem warnte man uns, wenn wir das Rad irgendwo unbeaufsichtigt stehen lassen würden, könnte es sein, dass die Reifen aufgestochen werden oder es vielleicht gar gestohlen würde. Nach dem Malheur des aufgestochenen Mopedreifens in Vietnam entschieden wir uns nun für die sichere Variante. Dachten wir. 😉
Wir waren gerade aufgestiegen, als Marcel nach drei Metern meinte, er hätte einen Platten. „Ne, nicht Dein Ernst, oder!?“ Und tatsächlich, der hintere Reifen war sowas von platt. Ich tobte. Da zahlt man „für die Bewachung“ und hat trotzdem einen Platten! Kann ja mal passieren?! Nein den der erste Taxifahrer stand schon fragend um die Ecke, ob er uns nicht mitnehmen sollte? NEIN!!! Wütend beschlossen wir, trotzdem so nach Trinidad zu fahren. Es würden zwar erschwerte Bedingungen sein, da es rückzugs am Ende konstant den Hügel hochging, und dem Rahmen würde es auch nicht besonders gut tun, war uns in dem Moment aber egal. Auf ungefähr halber Strecke tauschten wir Räder, ein bisschen anstrengender ist bergauf fahren mit einem hinteren Platten dann schon. Macht aber nix, die Wut entlud genug Energie, außerdem war es einfach ein bisschen mehr Sport. Auf unserem Weg trafen wir übrigens einige Pärchen, die – man staune – genau das gleiche Erlebnis hatten: eines ihrer beiden Räder hatte plötzlich einen Platten gehabt. Unsere Vermutung bestätigte sich, dass das Ganze abgesprochen und mit System geschieht. Weitere Taxis kamen hintereinander um die Kurve und hielten, um uns scheinheilig freundlich zu fragen, ob sie uns helfen können. Ja, sie können uns gerne samt Rädern nach Trinidad fahren, und zwar einfach nur aus Nächstenliebe! Was natürlich nicht ihrem Vorhaben entsprach. Alle anderen Radfahrer nahmen das „Angebot“ an. Für uns hieß es nur „challenge accepted“. Und gar nicht mal so viel später als mit vollgepumpten Reifen waren wir zurück in Trinidad, als es bereits dämmerte. Zum Abschluss gönnten wir uns ein letztes gemeinsames Abendessen in einem der ältesten und bekanntesten Restaurants mit unseren Freunden aus Vinales, bevor wir am kommenden Morgen zu unserem letzten Ziel in Kuba aufbrachen, nach Varadero.

VARADERO – das „Urlaubsparadies“ auf Kuba?

Varadero liegt etwa 1,5 Busstunden nordöstlich von Havanna und eine fast tagesfüllendes Fahrt von Trinidad aus und gilt als das Strandparadies schlechthin auf Kuba. Ebenfalls liest man überall, dass man hier nicht auf das wahre Kuba trifft, sondern „nur“ auf eine künstliche für Touristen erschaffene Paradieswelt. „Varadero hat mit Kuba so wenig zu tun wie der Ballermann mit Mallorca“, so steht es im Loose Führer.
An der Aussage ist zweifelsohne etwas dran, aber gänzlich bestätigen können wir sie nicht. Dieses „Urlaubsparadies“ scheint sich nämlich lediglich am äußersten Zipfel der relativ schmalen Landzunge Varadero’s zu befinden, die sich gute 9 km lang und an den breiteren Stellen weniger als 1 km breit in den Atlantik erstreckt. Nur ganz vorne, auf der äußersten Spitze, siedeln sich die ganzen Resorts und Sternehotels an. In diesen Bereich kommt der Normal-Touri gar nicht rein, außer mit einem Sightseeing Bus. Aber zu Fuß ist der Weg abgeschnitten, auch am Strand entlang. Quasi Klassentrennung 😉 Der Rest Varadero’s mag etwas aufgeräumter und feiner sein, als das, was wir bis dato von Kuba gesehen haben (mit Ausnahme von Cienfuego und Trinidad), was sich in jedem Fall auch in den gesalzenen Unterkunftspreisen wieder spiegelt. Darüber hinaus gab es etwas mehr Souvenirshops. Ansonsten konnten wir jedoch keine nennenswerten Unterschiede fest stellen. Supermärkte und Lebensmittel fanden sich ebenso selten und in eintöniger Auswahl wie sonst überall auch 😉




In Varadero war es das erste Mal, dass uns das Nicht im Voraus Reservieren einer Schlafmöglichkeit fast ein wenig zum Verhängnis geworden wäre. Es war bereits 9 Uhr abends und dunkel, als wir den Busbahnhof erreichten – ein wenig später als die geplante Ankunftszeit. Von vielen hatten wir bereits gehört, dass Varadero ziemlich ausgebucht sein soll. Das nachzuprüfen war aufgrund fehlenden Internetzugangs unmöglich, also vertrauten wir einfach mal darauf, dass es so läuft wie sonst auch. Bereits kurz nach dem Busterminal wurden wir angesprochen, ob wir eine Unterkunft suchten. Wir schrieben uns die Adresse auf und liefen erstmal weiter. Der Preis passte einfach nicht 😉
Vielleicht ein Fehler? Wir irrten bestimmt eine Stunde mit Sack & Pack umher, da entweder alles voll war, oder verhältnismäßig auch einfach zu teuer. Wir wägten ab: Es war zwar windig, aber nicht allzu kalt. Einen großen Park mit überdachten Bänken hatten wir bereits entdeckt, und es regnete auch nicht. Da es mittlerweile bereits kurz nach 10 war, bereiteten wir uns schonmal mental darauf vor, die bevorstehende Nacht mal im Freien zu verbringen. Es war hier relativ ruhig und auch nicht gefährlich, und irgendwie gehört so etwas zu solch einer Art von Reise vielleicht auch mal dazu. Ein wenig schön geredet, wäre aber durchaus machbar gewesen. Doch wir hatten nochmal Glück: in einem letzten Versuch sprach ich eine junge Frau an, die sicher rein zufällig so spät noch auf der Treppe vor ihrer Casa stand und sich mit einem Nachbarn oder Gast unterhielt. Sie hatte tatsächlich noch was frei! Es war zwar winzig und das Minibad besaß auch keine Tür – befand sich aber wenigstens in der Ecke des Raumes. Vermutlich doch angenehmer als die Parkbank.
Wir hatten noch 5 Nächte bis zu unserem Rückflug, und wir mussten 2mal Umziehen, da tatsächlich alles ziemlich ausgebucht war. Es lebe die Abwechslung!
In Varadero gibt es außer Strand eigentlich nichts. Ironischerweise waren wir hier nicht mit Strandwetter gesegnet. Es war eher kalt, windig, und überall an der Küste wehten die roten Fahnen, die einem das Baden von vorne herein verboten. Dies lag einmal am Wetter und starken Unterwasserströmungen, zum anderen an einer Quallenplage, die Varadero gerade heimsuchte. Überall am Strand lagen sie herum, teilweise bis zu 15 cm lang und 5 cm breit. Ihr aufgeplusterter Körper schimmerte blau und ihre schwarzen Tentakeln waren teilweise bis zu 2 m lang. Angeblich brannten sie sich richtig in die Haut rein, wenn man sie berührte, und hinterließen wohl richtige Narben, die Jahre später immer noch sichtbar waren. Eine Mitreißende, die dies als Kind am eigenen Leib erfuhr, zeigte uns später solch ein Überbleibsel. Einen Feldversucht benötigten wir nicht. Also blieb uns nichts anderes übrig, als die Tage mit spazieren gehen und ab und zu mal Joggen zu verbringen. Ein bisschen geschrieben und Bilder selektiert haben wir auch. Außerdem trafen wir das befreundete Pärchen wieder, welches wir in Istanbul am Flughafen kennen gelernt hatten. Die beiden verließen Kuba 2 Tage früher als wir, just an dem Tag, an dem wir nochmal umzogen, in eine überaus schöne, gemütliche und ruhige Unterkunft, die wir in den Tagen zuvor durch Rumlaufen klar gemacht haben. Wir wären gerne schon früher dort „eingezogen“, direkt nach unserem Mini-Schlafraum ohne Klotür, aber es war noch besetzt. Als wir nach einem schönen Abend zu viert mit Live Band den beiden vorschwärmten, wie schön die Unterkunft ist, in die wir am nächsten Tag einziehen würden, und die beiden uns so von ihrer schönen Unterkunft mit der netten Gastgeberin erzählten, die sie am nächsten Tag verlassen würden, beschlich mich das untrügliche Gefühl, dass es sich um ein und dieselbe Unterkunft handeln müsste. Und tatsächlich war dem auch so: Wir brachten die beiden nämlich „nach Hause“, und standen direkt vor unserer Herberge für die letzten 2 Nächte! Was für ein Zufall, ist Varadero doch tatsächlich nicht besonders klein.
So genossen wir die letzten zwei Tage in unserer heimeligen Apartment, in dem wir trotz des ungeliebten Dauergasts Namens Regen noch zwei ganz gemütliche Tage hatten. Am letzten Abend gab es dann noch ein Highlight bei „Nonna’s“, ein Italiener, bei dem uns bereits zwei mal die unerwartet große Warteschlange vor dem Eingang abschreckte. Reservieren ließ sich erst ab 6 Personen. Das 3. Mal nahmen wir uns die UNO Karten mit, mit denen sich die gute halbe Stunde bis zum nächsten freien Tisch optimal überbrücken ließ. Und es hat sich allemal gelohnt: die Pasta dort ist schlichtweg bombastisch!! Zur Unterhaltung liefen auf einer Leinwand beeindruckende Drohnenaufnahmen von Varadero’s Luxus- und Resortzone ab.
Am kommenden Tag verzichteten wir auf jedwede Experimente mit Taxis collectivos oder ähnlichem und wählten den unkomplizierten Touribus. Dieser fuhr uns von Varadero aus direkt in Ca. 2 Stunden direkt zum Havanna Airport. Auf nach Kolumbien!

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