DER SALKANTAY INKA-TRAIL – UNSER WEG ZUM MACHU PICCHU
Wir hatten irgendwann mal im Internet etwas vom Salkantay Trek gelesen. Während unserer Reise trafen wir immer wieder Leute, die ihn gelaufen sind. Irgendwann stand für uns fest, dass dies auch unser Weg zum Machu Picchu sein soll. Möglicherweise war er vor einigen Jahren tatsächlich noch ein Geheimtipp, und weniger touristisch als der klassische Inka Trail. Die ersten Gruppen wurden vor 20 oder 25 Jahren über den Salkantay Pass geführt. Damals gab es noch keine Campingplätze, der Trail war noch nicht entsprechend ausgebaut. Heutzutage sieht das schon etwas anders aus. In Cusco gibt es ein Reisebüro bzw. Touranbieter nach dem anderen, ganze Straßenzüge bestehen rein aus Agenturen, und es gibt eigentlich keine, die den Salkantay Trail nicht im Angebot hat. Ein Geheimtipp und deshalb weniger touristisch, wie man ab und an noch liest, ist er also auch nicht mehr. Dennoch war der Trail – zumindest als wir ihn gelaufen sind – tatsächlich nicht überlaufen. Auch die Campsites sind keineswegs aus allen Nähten geplatzt, wie es bspw. in Kolumbien zur ciudad perdida der Fall war. Man muss wohl aber auch dazu sagen, dass wir zur Regenzeit in Peru unterwegs waren, also nicht in der High Season. Und dafür war in Cusco gar nicht mal so wenig los.
Es gibt heutzutage eine Vielzahl von Trekkingtouren: einfache Ein- oder Zweitagestouren oder längere Treks mit ein paar Highlights wie Rafting, Mountainbiken, Reiten und Zip Lining, um vielleicht etwas mehr Spannung und Abenteuer einzubringen. Oder sich von anderen Anbietern abzugrenzen, was dann immer nur temporär fruchtet. Enden tun sie alle gleich: in Aguas Calientes und auf dem Machu Picchu.
Wie teuer ist so eine Tour? Das kommt darauf an, was alles inkludiert sein soll. Die Bandbreite geht von 150 bis über 300 US$ pro Person. Die Grenzen nach oben sind natürlich offen. Wir haben uns auch Möglichkeiten angeschaut, an einem Tag auf eigene Faust nach Aguas Calientes und zum Machu Picchu zu kommen, also ohne Trek. Es ist jedoch etwas aufwendig wenn nicht sogar umständlich, da man mit mehreren verschiedenen Bussen und Zügen fahren muss. Günstiger wird es auch nicht, wenn nicht sogar teurer. Zudem ist es aber natürlich auch einfach langweiliger, auf Trekking über einen 4.600er Pass und Zip Lining über mörderisch tiefe Andenschluchten zu verzichten 😉
Der Salkantay Trail geht über 4 oder 5 Tage, je nachdem, ob man die Thermalbäder bei Santa Teresa und das Zip Lining mitnimmt. Haben wir natürlich! 😉 Als Gepäck hat man in der Regel nur seinen Daypack dabei. Darüber hinaus bekommt man von den Agenturen in der Regel eine zusätzliche Tasche gestellt, in die man 5 kg Gepäck packen kann, welches man über den Tag nicht benötigt. Einen dicken warmen Schlafsack, den man besser dazu mietet, ist normalerweise in diesen 5 kg nicht inkludiert. Darauf sollte man beim Buchen achten bzw. darauf bestehen. Die 5 kg samt Schlafsack tragen dann Esel oder Pferde, man erhält sie nachmittags, sobald man am neuen Schlafplatz angekommen ist, und gibt sie morgens wieder ab.
Der erste ist noch der entspannteste Tag. Nach einer kurzen Busfahrt steigt man einen extrem steilen Hang hinauf zur La Laguna Humantay. Bereits im Bus meinte Roberto, unser Guide: „Ok My friends, now it’s the raining Season.“ Diesen Spruch sollten wir mehrmals täglich hören! Bereits am ersten Tag bekamen wir die Konsequenzen auch zu spüren: der Aufstieg zur Laguna Humantay war eine eher matschige und glitschige Angelegenheit. An der Stelle sollte erwähnt werden, dass wir nur mit normalen Sportschuhen unterwegs waren, da wir unsere Trekking Boots nach dem Anapurna Circuit (Nepal) zurück nach Hause geschickt haben. Zum Teil war unsere Gruppe schuhtechnisch auch noch schlechter ausgestattet. ABER: erfahrungsgemäß und wie wir bereits in Nepal gesehen haben, es geht immer. Man braucht nicht unbedingt Trekking Schuhe oder sonstig irre teure Outdoorausrüstung. Allerdings müssen wir fairerweise auch zugeben, dass man dann je nach Wetterlage und Bodenbelag etwas mehr Beschwerlichkeiten und Unannehmlichkeiten aushalten muss. Bei Regen und Schnee rutscht und friert man in normalen Turnschuhen eben etwas mehr, schneit es so richtig muss man im Zweifel abbrechen. Bei steinigem Untergrund spürt man jede noch so kleine Unebenheit, bis man sich irgendwann nicht mehr einreden kann, dass dieses Gefühl einer Fussmassage gleicht. Es gab auch die Möglichkeit, in Cusco Wanderschuhe zu leihen, worauf wir aufgrund des Blasenrisikos bei unbekannten Schuhen aber verzichtet haben.
Oben angekommen waren wir von dichtem Nebel umgeben, Sicht gleich Null. Unser schicker Regenponscho, den wir glücklicherweise zuvor noch in Cusco ersteigert hatten, kam direkt zum Einsatz. Auch dieser sollte uns die kommenden 4 Tage weitestgehend begleiten, und zwar außerhalb des Rucksacks. Bald rutschten wir den verschlammten Hang wieder hinunter und wanderten noch ein wenig weiter zu unserer ersten Unterkunft. Diese bestand aus festen Hütten, die pittoresk am Hang gebaut waren. Gegen Nachmittag klarte es auf, und auf einmal hatten wir traumhaftes Sonnenwetter. Trotz Müdigkeit erkundeten wir noch ein wenig die Gegend, beobachteten Alpakas, tollten mit den einheimischen Jungs unserer Kochcrew herum, die uns die nächsten Tage verköstigen und auch auf unserem Trek begleiten würde, und erklommen die knapp 200 m auf den umliegenden Hügel. Ganz wie in Nepal gelernt: niedriger schlafen als man tagsüber gewesen ist. Denn am folgenden Tag würde es gleich auf 4.600 über den Salkantay Pass gehen. Machu Picchu selbst liegt dann wieder um einiges tiefer, nämlich auf 2.400 m Höhe.
Die erste Nacht habe ich so gefroren, dass ich nicht schlafen konnte. Obwohl ich alles anhatte, was ich dabei hatte: Langarmshirt und Pulli, dicke Daunenjacke und Regenjacke drüber, Mütze, Schal und Handchuhe. Und der Schlafsack war weder schlecht noch dünn, zumindest Marcel hatte es schön warm, auch ohne Michelin-Männchen-Verkleidung. Zugegebenermaßen bin ich aber auch kein Maßstab hierfür. Der nächste Morgen begrüßte uns mit dem ersten von mehreren Regengüssen. Geweckt wurden wir täglich mit einem netten „Buen día! Ok my friends, now it’s the raining season.“ und zwei dampfenden Tassen Coca-Tee, die uns von einem der Köche direkt ins Zelt gebracht wurden. Der zweite Tag war tatsächlich der anstrengendste. Nicht, weil es der längste war mit den meisten Höhenmetern über den Pass. Sondern weil es der kälteste war, insbesondere nach einer schlaflosen durchgefrorenen Nacht. Der andauernde Regen tat sein Übriges. Nebel war unser ständiger Begleiter, die steinigen Wege matschig und rutschig. Am Pass angekommen ließ die Euphorie natürlich alles vergessen. Dennoch, nach dem nassen Abstieg waren alle glücklich, im nächsten Zeltlager angekommen zu sein.
Auch die kommenden Tage watschelten wir durch Dauerregen Richtung Aguas Calientes. Streckenweise mussten wir eine Alternativroute gehen, weil der ursprüngliche Trail durch Erdlawinen unpassierbar geworden war. Regelrechte Bäche strömten an einigen Stellen über die Straße, teilweise richtig reißende Ströme. Hatte man zu Beginn noch halbherzig weil offensichtlich vergebens versucht, die Schuhe möglichst nicht vollends zu verdrecken, war spätestens am 3. Tag Schluss damit. Ein hoher Schlammberg lag quer über der Straße. Es gab nur einen Weg, und zwar mitten durch. Denn der gesamte Schlammberg gab keine einzige Stelle her, an der man nicht bis weit über den Knöchel einsank. Schuhe und Hose waren also braun-schlammig, unabänderlich. Ich verfluchte einen kurzen Moment meine Entscheidung, keine Trekking Boots geliehen zu haben. Als ich aber kurz darauf sah, dass diejenigen unter uns mit Trekking Boots genauso aussahen, da auch hier die breiige Brühe oben rein lief, schob ich den Gedanken wieder von mir. Ebenso wie die Gewissheit, dass auch die nächste durchregnende Nacht unsere Klamotten keine Chance hatten, zu trocknen, sodass morgen immer noch alles klamm, feucht und stinkig sein würde. Ab jetzt wurde jeder Bach und jede Pfütze unbedacht durchwatet, war ja ohnehin schon alles nass und eklig. Irgendwann marschiert man mit regelrechter Freude durch den Schlamm, wie ein Kind, und summt Wanderlieder vor sich hin. Man schwitzt und stinkt unter dem Plastik-Regenponcho vor sich hin, der immerhin das Gröbste vom Regen abhält, und freut sich auf das Abendessen und das nächste Bier. Denn das Essen war definitiv ein Lichtblick und echt der Hammer: was diese Köche aus den Örtlichkeiten, die sie Küche nannten, die eher irgendwelchen Wellblechverschlägen mitten in der Wildnis glichen, hervorgezaubert haben, verdient außerordentliches Lob. Es war geschmacklich immer großartig und auch noch für’s Auge extrem hübsch angerichtet!
Rückseite des Machu Picchu, ab hier folgten wir den Schienen.
Am vorletzten Tag meinte es der Wettergott mal wieder gut mit uns: es klarte auf. Großartig, denn heute stand Zip Lining an! Ganze 4 mal sollte es bei schwindelerregender Höhe über tiefe grüne Schluchten gehen! Es wäre gelogen zu behaupten, dass wir keinen Bammel hatten: jeder hat sich zuvor ein klein wenig in die Hosen gemacht. Auch wenn wir alle schon mal Zip Lining gemacht haben, aber nicht in den peruanischen Anden und nicht so hoch und nicht so weite Strecken!
Es war großartig: es ging normal, Kopf über, fliegend wie Superman und zu zweit rückwärts an der Hand haltend.
Danach ging es weiter nach Santa Teresa in die Thermalbäder, um die geschundenen Knochen etwas zu erholen und mal so richtig aufzuwärmen. Malerisch liegen die drei aus Steinen bestehenden großen Becken mit unterschiedlichen Temperaturen zwischen den grünen Bergen. 37 Grad hatte das wärmste Becken. Kälter kam für uns nicht mehr in Frage. Nach diesem abwechslungsreichen Vormittag ging es per Bus und zu Fuß an den Schienen entlang nach Aguas Calientes.
Aguas Calientes heißt zu deutsch warmes Wasser, da auch hier oberhalb des Ortes Thermalquellen liegen, und ist – man kann es nicht anders sagen – ein richtig häßlicher Ort. Ausschließlich für Touristen gemacht, wie man sie so oft in Südamerika antrifft, besteht er nur aus Hotels, Restaurants und Verkaufsständen. Will man aber zum Machu Picchu kommt man an Aguas Calientes nicht vorbei.
Am nächsten Morgen stiegen wir um halb 4 aus den Federn und gingen gemeinsam los zum Eingang, hinter dem der Aufstieg zur Inkastätte lag. Es regnete – wieder mal. Man hat zwei Möglichkeiten, hoch zur heiligen Stadt zu gelangen: eine gute Stunde zu Fuß die vielen Stufen hinauf, oder mit dem Bus für rund 40 USD hin + zurück. Trotz Regen entschied sich auch unsere Truppe für den Fußmarsch. Weswegen wir ja auch so früh unterwegs waren. So war die Schlange am Eingang noch nicht all zu lang. Da ich die Einzige von uns war, die Spanisch beherrschte, wandte sich unser Guide Roberto in der Regel an mich, wenn er gerade mal keine Lust auf Englisch hatte. Er tippte mich von hinten an und meinte: „Diana, ich nehm‘ den Bus. Wir treffen uns dann oben.“ Und weg war er. Ok dachte ich, er war ja auch nicht mehr der Jüngste und wollte sich vielleicht die mühsamen und durch den Regen glitschigen Felsstufen hinauf ersparen, ist ja legitim. Bis unsere Truppe zu den Wachposten am Fuße des Berges kam, die unsere Eintrittskarten verlangten. Ja die hatte unser Guide, und normalerweise werden die doch erst oben kontrolliert. Aber nein, ohne Tickets kommen wir nicht weiter. Die recht unfreundlichen Wachmänner ließen nicht mit sich reden. Also versuchte ich, die Agentur in Cusco telefonisch zu erreichen. Dafür musste ich erstmal jemanden finden, der mir gütigerweise sein Handy mit peruanischer Simcard ausleiht, bei uns hatte nämlich niemand eine. Über ein Telefon des Kontrollpostens durfte ich nicht anrufen. Die sonst so freundliche und hilfsbereite Art der Latinos ließ hier schwer zu wünschen übrig. Ich ärgerte mich grün und blau, da ich zuvor online gelesen hatte, dass man sich besser schon am Abend zuvor die Tickets geben läßt, was wir offensichtlich dann doch alle nicht beherzigt hatten. Nach über einer Stunde im Regen, mehreren Telefonaten und Diskussionen mit den Herren schaffte es die Agentur wohl endlich, Roberto zu erreichen, der dann wiederum die Wachmänner instruierte, uns doch bitte durch zu lassen. Was für ein Theater! Wütend machten wir uns an den Aufstieg, der nervige Regen trug dann noch mehr zur guten Stimmung bei. Regenponscho an, aus, an, aus, zu heiß, zu kalt, das reinste Wechselbad. Die Aufklärung kam dann oben: Vor ca. 2 Wochen wurde die Kontrolle der Eintrittstickets geändert, und zwar von oben nach unten. Grund war ein Pärchen aus Argentinien, das es irgendwie geschafft hatte, nach Schließung abends in der heiligen Stadt zu bleiben und in einer der Ruinen in ihrem Schlafsack zu übernachten. Daraufhin wurde das Prozedere wohl geändert und allgemein mehr kontrolliert. Das allerdings hätte ein Guide nicht vergessen dürfen!!
Ich kann nicht sagen, ob es am Dauerregen oder am Nebel lag, oder an dem miserablen Start an diesem Morgen, oder aber auch einfach daran, dass man den Machu Picchu schon tausendfach auf Bildern und in Dokus gesehen hat. Aber der überwältigende, alles mitreißende Wow-Effekt, den man bei diesem historisch und kulturell einmaligem Ereignis erwartet, blieb bei uns aus. Es war ohne Zweifel schön, beeindruckend und interessant! Und als sich dann irgendwann doch mal der Nebel verzog, eröffneten sich auch bemerkenswerte Aussichten. Es war so ähnlich, wie wenn man ein schönes Bild betrachtet, das ganz nett anzusehen ist, aber sonst nicht sonderlich viel mehr transportiert. Beruhigt stellten wir fest, dass wir bei Weitem nicht die Einzigen mit dieser Empfindung waren.
Beeindruckend, mit welch einer Präzision die Inkas zur dieser Zeit Stein auf Stein errichteten.
Standard Outfit auf dem Trek 😉
Die Inka Brücke.
Wesentlich beeindruckender als Machu Picchu selbst ist eher die Geschichte, die damit verbunden ist. So ist die terrassenförmige Stadt z.B. die einzige Inkastätte, die nicht von den Spaniern entdeckt und zerstört wurde, und aus diesem Grund auch noch so gut erhalten ist. Bei genauem Hinsehen fällt die leicht schräge Bauweise auf, welche die Mauern erdbebensicher machen sollte. Die Inka waren bekanntlich Meister, was Agrarkultur und Astrologie angeht. Die Anlage, deren ursprünglicher Name unbekannt ist, wurde nach einem der nahe gelegenen Berggipfel benannt, zwischen denen die Ruinenstadt liegt. Der hohe Berg heißt „Machu Picchu“, was so viel heißt wie „alter Berg“. Aus diesem Grund benannte man die Ruinenstadt ebenso, als sie 1911 vom Yale Professor Hiram Bingham (wieder) entdeckt wurde. Mehr oder weniger gegenüber ragt ein kleinerer Berg zuckerhutförmig in den Himmel, der Huayna Picchu, auf den man auch aufsteigen kann, wofür jedoch extra Eintritt verlangt wird. Was größtenteils wohl weniger bekannt sein dürfte, zumindest denjenigen, die noch nicht hier waren, ist die korrekte Aussprache des Namens Machu Picchu, nämlich „Matschu Piktschu“, das Picchu wie picture im Englischen. Ich hatte mich schon immer gefragt, warum man Picchu mit 2 C schreibt. Denn spricht man es aus wie „pitschu“, also ohne -k-, heißt es nicht „alter Berg“, sondern „alter Pimmel“ 😉
Von Aguas Calientes kann man entweder mit dem Zug oder zu Fuß und weiter mit dem Bus Richtung Cusco zurück fahren. Der Zug ist zwar um einiges teurer, dafür aber ein echtes Erlebnis. Wir bereuen die Mehrkosten keine Minute. Langsam tuckert der extrem saubere Luxuszug gemütlich durch das Urubambatal am gleichnamigen Fluss entlang. Immer wieder tauchen Reste von Inkamauern an den grünen Hügeln auf. Nach einem Snack und einem extrem leckeren Kaffee, der im Ticket inbegriffen ist, schlummern wir vor lauter Müdigkeit auch irgendwann zufrieden ein.
Es gibt übrigens eine weitere Inkastätte nahe Cusco, die zwar noch nicht vollständig ausgegraben ist, aber bereits heute mehr und mehr an Popularität gewinnt. Daher wird es wohl auch nicht mehr so lange dauern, bis sie infrastrukturell und touristisch eben so erschlossen ist wie Machu Picchu. „Choquequirao“ heißt die Inkaruine, oder auch „die kleine Schwester Machu Picchus“. Wobei die Bezeichnung irreführend ist. Denn Choquequirao ist in Wirklichkeit um einiges größer als Machu Picchu, nur liegt die Mehrheit der Stadt unter Erde und Wald. Davon ließ sich damals bereits Bingham täuschen, als er um 1909 herum Choquequirao besuchte. Diese Inkaruine war vor Machu Picchu entdeckt worden, und da sie augenscheinlich so klein war, suchte man weiter. Ziel war es nämlich, die letzte Stätte der Inka vor ihrem Untergang zu finden. Und das musste ja etwas Größeres sein. Allein aufgrund dieser Fehleinschätzung machte man sich überhaupt auf die weitere Suche und entdeckte kurze Zeit später Machu Picchu. Welches von beiden nun tatsächlich die letzte Inkastätte ist, und ob es überhaupt eine von beiden ist, oder nicht doch noch irgendwo ein weiterer Kulturschatz verborgen liegt, werden wir vielleicht noch erfahren.
Bislang ist es noch recht beschwerlich, nach Choquequirao zu gelangen. Es gibt zwar Agenturen, die mittlerweile Touren anbieten, in der Regel gelangt man jedoch nur in Eigenregie in einem 5 Tages Trek dorthin. Noch gilt es als Geheimtipp. Da es auf dem Weg weder Unterkünfte noch Verpflegungsmöglichkeiten gibt, muss man Zelt und Nahrungsmittel mit sich tragen. Wasser gibt es unterwegs aus natürlichen Quellen. Wir haben einige Reisende getroffen, die dem Massentourismus auf Machu Picchu ganz bewusst entflohen sind, um nach Choquequirao zu wandern. Verständlicherweise, denn Massenabfertigung hat man auf dem Machu Picchu, und zwar nicht zu knapp.
Eigentlich sollte es bald weiter gehen zum Titicacasee. Der nasskalte Dauerregen am Salkantay hatte Marcel gesundheitlich jedoch ein wenig angeschlagen. Nach ein paar Tagen Bettruhe in Cusco und Antibiotika saßen wir dann im Nachtbus Richtung Puno.