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Perito Moreno

EL CALAFATE

Schon am Busbahnhof fallen uns die vielen Hunde auf, die wirken wie Straßenhunde, dafür aber erstaunlich gepflegt, wohlgenährt und friedlich aussehen. Nachdem wir einen Schlafplatz gefunden hatten machten wir uns auf, unsere Tickets für den Perito Moreno zu besorgen und ein wenig El Calafate zu erkunden. Es ist übrigens nicht notwendig, eine geführte Tour zum Perito Moreno über das Hotel oder eine Agentur zu buchen.

El Calafate ist nett, sauber und ruhig, es lebt von vielen feinen Restaurants und Cafés und hochpreisigen Souvenirläden entlang der Hauptstraße. Was uns aber in Erinnerung bleiben wird, ist die treue Begleitung der Hunde, von denen tatsächlich viele Reisende erzählen: sie laufen einem einfach hinterher und weichen nur schwer von Deiner Seite. Geht man in ein Geschäft hinein, warten sie brav draußen vor der Tür, bis man wieder raus kommt. Meiner Meinung mit nur einem einzigen Ziel: etwas zu futtern zu bekommen 😉 Einer von Ihnen, ein schöner stolzer schwarzer Kurzhaar, verfolgte uns abends bis vor die Tür unseres Zimmers, die nach außen hin lag. Da wir uns nicht trauten, ihn hinein zu lassen, legte er sich davor, was uns schier das Herz brach. Er muss sicher Stunden dort gelegen haben. Am nächsten Tag trafen wir uns wieder, bis er uns am Schluss am Busbahnhof verabschiedete.
AMAZING PERITO MORENO

Nach El Calafate sind auch wir nur aus einem Grund gekommen: um den legendären Gletscher Perito Moreno gegenüber zu stehen! Der Gletscher liegt im gleichnamigen Nationalpark in der provincia Santa Cruz im Süden Argentiniens, ist UNESCO-Weltnaturerbe und mit einer Fläche von ca. 260 Quadratkilometern einer der mächtigsten Gletscher im Campo de Hielo Sur. Dies ist das größte Gletschergebiet Patagoniens und das zweitgrößte auf der Südhalbkugel neben der Antarktis, weshalb es auch eine so große Bedeutung für das Klima auf unserer Erde hat.

Die Fahrt mit dem Bus dauert ungefähr 45 min. Im Nationalpark angekommen, gibt es 2 Wege, dem Gletscher nahe zu kommen: eine ausgiebige Besucherplattform, die mehrere kürzere und längere Rundläufe anbietet. Wir empfehlen, einfach mal alle Strecken abzulaufen, es lohnt sich!! Oder man bucht eine Tour mit dem Boot, was wir nicht gemacht haben. Wir konnten aber beobachten, dass das Boot aus Sicherheitsgründen auch nicht sehr nah an den Gletscher heranfährt. Von der Plattform aus jedenfalls ist die Sicht atemberaubend! Die um die 2 km lange Gletscherfront, die man vom Nationalpark aus bewundern kann, ragt majestätisch und unantastbar aus dem klaren Wasser heraus. An der höchsten Stelle beträgt sie über 70 m, und wie wir alle mal gelernt haben, ist das nur die Spitze des Eisbergs: 90 % davon liegen unterhalb der Wasseroberfläche.

Der Perito Moreno ist einer der wenigen außergewöhnlichen Gletscher, der NICHT schrumpft, sondern konstant nachwächst. Alle vier bis zehn Jahre blockiert der Gletscher auf seiner Wanderung über den See einen Nebenarm des Lago Argentino. Dadurch steigt der Wasserspiegel im südlichen Teil des Sees so lange an, bis die Eismassen zusammen- und abbrechen. Dieser Vorgang nennt sich „kalben“. Tatsächlich kalbt der Perito Moreno immer: mehrfach täglich brechen kleinere Eisbrocken ab. Aber dieses „große Kalben“ findet eben nur alle paar Jahre statt, und das letzte Mal ausgerechnet im März 2018! Kurz bevor wir davor standen. Allerdings hat das Spektakel wohl nachts stattgefunden, wo der Park für Besucher ohnehin gesperrt ist.

Man kommt aus dem Staunen, zuhören, bewundern und einfach nur überwältigt sein gar nicht mehr heraus. Man will ständig stehen bleiben, um den Gletscher in all seinen Facetten zu betrachten, und vor allem ja nicht zu verpassen, wenn er kalbt. Man könnte stundenlang einfach zuschauen und darauf warten, dass wieder ein Eisbrocken abbricht. Das Knacken und Krachen beim Bruch und die Lautstärke, mit der die Eismassen ins Wasser fallen, sind unbeschreiblich.

Wir hatten das Glück, Zeuge eines für uns zumindest einmaligen Phänomens zu werden: das Kalben unterhalb der Wasseroberfläche. Wir standen am Geländer und starrten auf den Gletscher, als auf einmal eine U-Boot-ähnliche Masse aus der Tiefe auftauchte, mit der Spitze nach oben immer weiter herausragte, um dann schwerfällig und mit lautem Klatschen zurück auf die Wasseroberfläche zu fallen und dort nach ein paar geschlagenen Wellen ruhig liegen zu bleiben.

Wusstet ihr, dass der Gletscher einst Bismarck Gletscher hieß? Entdeckt wurde er nämlich Ende des 19. Jahrhunderts (1899) von einem deutschen Geologen, der auf die Art seine Bewunderung für den ehemaligen Reichskanzler ausdrücken wollte. Erst später erhielt er seinen heutigen Namen zu Ehren des argentinischen Anthropologen Perito Moreno.

Noch ein Diana Spezial-Tip: nehmt Mütze, dicken Schal und Handschuhe mit, egal zu welcher Jahreszeit 😉 Der Wind ist eisig, und windig ist es immer!

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