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Peru – Vom Meer in die Anden

LIMA

Da der Flughafen in einem der gefährlichsten Viertel Lima’s liegt, und davon abgeraten wird, sich dort alleine zu bewegen, steigen wir direkt in ein Uber. Gute 45 min dauert die Fahrt, größtenteils entlang an der Küste. Bald taucht links von uns hoch oben über den Klippen die Skyline Lima’s auf. Am Larcomar, DAS Luxus Einkaufszentrum mit überwältigendem Ausblick auf das Meer, biegen wir links ab. Wir waren gespannt auf das AirBnB, dass wir für zwei Wochen im schönsten Viertel Lima’s gebucht hatten, nämlich in Miraflores. Zwei Wochen, da Marcel hier seine Spanischkenntnisse weiter aufbessern will. Von der Wohnung wurden wir sehr positiv überrascht: großes helles Zimmer, 10 min zur Küste, zwei Supermärkte und die Sprachschule gerade mal 5 min Fußweg entfernt. Perfekt.

Unser tolles AirBnB, Muchas Gracias Luciano!

Miraflores heißt auf deutsch „Schau mal, Blumen“. Für uns ist es das schönste Viertel Lima’s. Neben San Isidro, welches im Norden entlang der Küste angrenzt, gilt es als eines der modernsten und sichersten Viertel in Lima. Beide ziehen sich die Küste entlang, so dass man ständig den Blick auf’s Meer hat. Miraflores besteht überwiegend aus Büros, Geschäften, Restaurants und Cafés und Wohnblöcken, allerdings alles sehr luftig gebaut und viel begrünt. San Isidro ist vielmehr reines Wohnviertel, mit beeindruckenden Villen und entsprechendem Fuhrpark. Auch hier ist das Stadtbild geprägt von großzügiger Bauweise mit breiten Straßen und Gehwegen. Die Grünflächen werden hier und da von Gärtnern gepflegt und gehegt. Natürlich ist es auch etwas höherpreisiger, was sich für unsereins jedoch in Grenzen hält.

Raustaurante Rosa Nautica.

Wir sind oft einfach nur stundenlang durch die Straßen spaziert und haben die Umgebung bewundert. Gegen Abend ist es am schönsten, an der Küste entlang zu schlendern, den Sonnenuntergang über dem Meer zu bewundern und die Menschen bei ihrem Tun und Nichtstun zu beobachten. Allerdings nicht unten am Wasser! Denn schön ist es direkt am Wasser ehrlich gesagt nicht: ein dünner Strandstreifen, oft mit Kieselsteinen, der direkt neben einer vielspurigen und vielbefahrenen Schnellstraße liegt. Ein paar Wellenreiter tummeln sich dort, aber wessen Sport das nicht ist, kann sich Lima’s Strand getrost sparen. Oben muss man hin: gute 60 km zieht sich Peru’s Hauptstadt die gesamte Küste entlang, etwa 160 m über dem Meeresspiegel. Es ist wie ein einziger ewig langer wunderschöner Park: sattes Grün, viele Blumen, sehr gepflegt, zahlreiche Fußgänger- und Fahrradwege, Bänke zum Verweilen, oder einfach Bäume, unter denen man entspannen kann. Regelmäßig findet man Sportanlangen, Fahrrad- oder Skaterparcours. Hier und da gibt es kleine Cafés, oder man ergattert bei einem der zahlreichen Straßenverkäufer eine Tüte Popcorn. Gegen Nachmittag und am Abend ist hier immer alles voller Menschen, die sporteln, sich mit Freunden oder der Familie treffen, oder einfach nur den Tag ausklingen lassen. Es ist friedlich, gemütlich, jeder läßt jeden einfach sein, wunderschön entspannend. Ein kleines Paradies, eine Oase mitten in der Wüste. Denn das ist Lima eigentlich: eine künstlich grün gehaltene Oase. Wie eine kleine Traumwelt liegt sie in ihrer Seifenblase. Sobald man aus der Stadt hinaus fährt, ist man mehr oder weniger ad hoc in der Wüste. Vergessen sollte man auch nicht, dass es in Peru und auch Lima selbst viel Armut gibt, dass der Stadtverkehr – trotz großer breiter und sauberer Straßen und recht guter Verkehrsinfrastruktur – ein heidenloses Chaos ist. Ständig scheint Rush Hour zu sein.

Südlich an Miraflores grenzt Barranco, ein eher bohemisch geprägtes Viertel mit alternativem Touch, in dem viele Künstler zu Hause sind und man einige nette Restaurants findet. Ein netter Spaziergang für einen Nachmittag.

Dann gibt es natürlich noch das Centro Historico, weiter nördlich im Zentrum Lima’s angesiedelt. Hier muss man natürlich auch mal gewesen sein. Das Stadtbild ändert sich zusehends, alles wirkt ein wenig schmuddeliger, es sind auf einmal wesentlich mehr Menschen unterwegs, die kaum noch Sakkos und feine Kostümchen tragen. Hat man eine Kamera dabei, muss man auf diese ein wenig mehr Acht geben als in Miraflores oder San Isidro.

Aber insbesondere abends sind die prächtigen historischen Bauten wunderschön angestrahlt und beleuchtet. Es gab aber noch einen weiteren Grund, weshalb es uns zur Abendstunde hierher verschlagen hatte: nämlich die „Fuentes Mágicos“ (die magischen Brunnen), oder auch „circuito mágico del agua“. Es handelt sich um eine 8 ha große Parkanlage mit 13 verschiedenen Brunnen oder vielmehr Wasserspielen. Mit und ohne Musik, aber meist mit viel bunter Lichtuntermalung, kann man stundenlang den Wasserfontänen zusehen. Ein Must bei einem Lima Besuch. Der Eintrittspreis von knapp 2 EUR wird von der Stadt subventioniert, damit sich auch die allgemeine Bevölkerung Lima’s einen Besuch leisten kann. Der eine oder andere mag es etwas kitschig finden, das ist es zugegebenermaßen auch. Aber ein bisschen Kitsch darf auch mal sein 😉 und es ist wirklich ein Erlebnis, an das man sich gerne zurück erinnert. Zu jeder vollen Stunde gibt es am Brunnen Fantasia eine beeindruckende halbstündige Laser-Show.



Lima kann aber auch anders. Lima gris – graues Lima, wie es auch oft genannt wird. Im Winter, also ungefähr über 6 Monate hinweg, ist die Stadt besonders in den Morgenstunden von einem einzigartig aussehenden Nebel bedeckt, wie wir ihn zuvor so noch nicht gesehen haben. Die Waben schlängeln sich in konstanter Bewegung durch die Wohnblocks und Hochhäuser. Zum Teil ist die Sichtweite auf ein paar wenige Meter beschränkt. Es ist eher wie ein hauchfeiner leichter Nieselregen, der zwar nicht nass, aber feucht ist. Tatsächlich haben viele Wohnungen aus diesem Grund leichten Schimmelbefall, und nicht wenige Einwohner leiden an Atemwegserkrankungen. Ich dachte immer, Meeresluft würde alles, was Atemwege betrifft, positiv beeinflussen, dieser Nebel jedoch hat offensichtlich einen gegenteiligen Effekt. Da der Winter dieses Jahr anscheinend etwas früher Einzug hielt, haben wir Lima gris ein paar wenige Tage selbst erlebt. Für uns war es interessant, wir können uns aber vorstellen, das dieser Zustand über mehrere Monate hinweg depressiv machen kann, wie auch häufig berichtet wird. Gegen Mittag kann sich der Nebel aber auch von einer Sekunde zur nächsten komplett auflösen und die Sonne knallt.

Zwei Wochen später und Marcel mit einigen Spanischkenntnissen mehr in der Tasche machen wir uns auf nach Cusco, die einstige Hauptstadt des Inkareichs.

ATEMLOS DURCH DIE NACHT IN CUSCO – VON 0 AUF ÜBER 3.400 METER

Man ist gut beraten, mit dem Bus nach Cusco zu fahren, um auf diese Art bereits eine gewisse Akklimatisierung an die Höhe inklusive zu haben. Cusco liegt auf über 3.000 m über dem Meeresspiegel. Da der Flug mit Avianca aber unwesentlich mehr kostete und nur eine gute Stunde dauerte, im Vergleich zu 20 Stunden Busfahrt, fiel die Entscheidung nicht sonderlich schwer. Avianca ist übrigens wirklich zu empfehlen: kaum teurer als die Billigairlines, wesentlich sympathischer und insgesamt verlässlicher. Also versorgten wir uns direkt in Lima noch mit Ibuprofen und Coca-Tee gegen mögliche Symptome. Warum, wir waren doch in Nepal bereits auf 5.400 m? Gewiss, nur waren wir dort zu Fuß aufgestiegen und unser Körper hatte so viel mehr Zeit, sich an die Höhe zu akklimatisieren. So etwas speichert der Körper nicht viel länger als 1 – 2 Wochen. Von Meeresspiegelniveau direkt auf 3.400 m Höhe ist dann nochmal eine andere Nummer.


Man soll ja bei Fahrten mit Überlandbussen immer die Landschaft besser sehen. Der Anflug und die Landung in Cusco jedoch sind einmalig: diesen Anblick hätten wir aus dem Bus niemals gehabt!! Je tiefer der Flieger sinkt, desto mehr schimmert das Grün der Anden durch die Wolken. Wir hatten Glück, es schien die Sonne und war nur leicht bewölkt. Selten haben wir so viele schöne verschiedene Grüntöne und goldene Brauntöne gesehen, die abwechselnd mal heller mal dunkler funkeln. Alles sieht so geordnet aus von hier oben. Zwischen den nicht enden wollenden Hügeln und Tälern zieren vereinzelt landwirtschaftlich bewirtschaftete Flächen und Häuseransammlungen die Landschaft.

Nach der Landung in Cusco wird man am Flughafen erstmal mit getrockneten Cocablättern empfangen, die in einer Schüssel liegen, aus der man sich einfach bedienen kann – nett. Von der Höhe merkten wir: erstmal nichts. Fröhlich darüber bezogen wir unsere Unterkunft und stiefelten los, um etwas zu essen und Cusco gleich mal bei Nacht zu erkunden. Ein paar Metern und die ersten Treppenstufen weiter – Cusco ist aufgrund seiner Lage in den hohen Anden sehr hügelig und mit zahlreichen Treppen und Anstiegen versehen – mussten wir unser übliches zügiges Tempo schon etwas zurückschrauben. Die Luft blieb weg, die Pumpe arbeitete wie bei einem Intervalltraining. Wow, wir hätten nicht gedacht, dass sich die 3.400 Meter doch so auswirken, und mussten darüber lachen. Im Schneckentempo und laut schnaufend schlenderten wir weiter, mussten aber immer wieder kleinere Pausen einlegen. Spätestens jetzt beherzigten wir den Rat, den uns alle gegeben haben: lasst es langsam angehen, lauft die ersten 2 Tage nicht zu viel und nicht zu schnell. Wie auch 😉 Nach 2 bis 3 Tagen hat sich der Körper an die Höhe gewöhnt, dennoch schnauft man beim Treppensteigen immer noch mehr, als man es von sich gewohnt ist.





Cusco heißt übersetzt „Nabel“. Nun, der Nabel der Welt ist es zwar nicht, aber zweifellos ein wirklich schönes und schnuckeliges Städtchen. Viele kleine enge Gässchen schlängeln sich die Hügel rauf und runter, zahlreiche nette Cafés im hippen Stil, nett anzusehende Bäckereien, Restaurants und Bars. Überall Kopfsteinpflaster, in dessen aufwendigen Steinarbeiten sehr viel Liebe zum Detail steckt. Insbesondere San Blas, das In- und Touristenviertel von Cusco, glänzt mit auffälligen und kunstvoll verschnörkeltem Straßenschmuck, von Geländern, Gassenbeleuchtungen bis hin zu dekorierenden Steinmustern auf dem Boden. Auffallend ist auch die intelligente Bauweise: überall entdeckt man schmale Wasserkanäle, wenn es etwas steil hinauf geht, die sich wie kleine Rinnsale quer über die Schräge schlängeln. Denn im Regen sind die Steine ganz schön glitschig. Die Gässchen sind zum Teil dermaßen eng, dass kaum ein einzelnes Auto durchkommt. Gehsteige, wenn überhaupt vorhanden, sind gefühlt 10 cm breit. Generell ist hier anders als in Lima als Fußgänger etwas Vorsicht geboten: Zebrastreifen scheinen eher der Asphaltzierde zu dienen.






12-angled-stone: Bei Plaza Mayor um die Ecke, in der Hatunrumiyoc street, steht ein Teil der besterhaltenen Mauern der Inkazeit. Unvorstellbar, wie akkurat die Inkas zu damaliger Zeit solch glatte Kanten herstellen konnten, und Fuge an Fuge lückenlos aneinanderfügten. Sie waren Meister der Steinmetze! Ein Stein, nach dem die Attraktion benannt ist, hat 12 Ecken.

Mitten in Cusco platziert ist der Hauptplatz, der wieder mal recht innovativ „Plaza Mayor“ oder „Plaza de Armas“ heißt. Ein wunderschöner Platz mit Brunnen, umsäumt von Cafés und Restaurants, übersät mit Sitzmöglichkeiten und hübsch angelegten Grasflächen und Blumenbeeten, die täglich gepflegt werden und wie ein Heiligtum gegen Hunde und tollende große wie kleine Kinder verteidigt werden. Mehr als einmal konnten wir beobachten, wie Hundebesitzer und Eltern von den Trillerpfeifen der „policía“ zu mehr Achtsamkeit aufgerufen wurden. Rings um die Plaza de Armas, die 5 min von unserer Unterkunft entfernt lag, türmen sich historische Bauten wie die Catedral del Cuzco (aus Spanisch schreibt sich Cusco mit „z“). Auch wenn sich hier immer alles bewegt und laut ist, wirkt der zentrale Platz selbst wie eine Ruheoase, die zum Verweilen und Leute beobachten einlädt. Anders als die Straßen rings herum: ununterbrochen wird man angequatscht, jeder will einem eine Massage oder eine Tour verkaufen. Fast so schlimm wie in Asien 😉 Überhaupt gibt es in Cusco Agenturen und Tourenanbieter wie Sand am Meer. Dazu warten an jeder Ecke mobile Kioske, an denen man Snacks aller Art kaufen kann, u.a. Popcorn. Und zwar auch die ganz großen. In Peru gibt es neben 3.800 verschiedenen Sorten Kartoffeln auch 3.000 verschiedene Arten von Mais, so auch richtig große und lilafarbene. Das Popcorn hieraus jedoch ist Geschmacksache, es schmeckt wie Smacks und ist nicht knusprig sondern eher labberig. Auch das Nationalgetränk Chicha Morada, ein Saft aus dunklem Mais, der mit viel Zucker meiner Meinung nach ungenießbar gesüßt wird, fällt nicht unter unser Lieblingsgetränk. Ansonsten allerdings ist Peru ein Paradies für Gourmets und Schlemmer: man kann irre gut essen, und das muss keineswegs teuer sein! Im Gegenteil: meist haben wir in den einfachen Lokalitäten gemeinsam mit den Lokals am besten gespeist. Ein 3-Gängemenu ab 2,50 € – da kann man nicht meckern 🙂

Unweit von der Plaza Mayor liegt der Hauptmarkt „Mercado San Pedro“, ein typischer Markt, wie man ihn sich in Südamerika eben vorstellt: bunt und laut. Hier gibt es nichts, was man nicht findet. Lebensmittel, fertige Gerichte, natürlich auch Handwerk und eher unnütze Mitbringsel, sowie alles Mögliche, was man aus Alpaka Wolle herstellen kann. Dafür ist der Markt allerdings auch relativ überlaufen und sehr touristisch. Viel schöner, ruhiger und angenehmer war für unser Empfinden der „Mercado San Blas“. Wie der Name preisgibt liegt er im Viertel San Blas, ebenfalls unweit vom Plaza de Armas. Es ist ein reiner Lebensmittelmarkt und auch wesentlich überschaubarer. Hier sucht man Alpaka Pullis oder Mützen vergeblich. Dafür ist es aber auch bei weitem entspannter, ruhiger und angenehmer! Auf jeden Fall sollte man einen der frisch gepressten Säfte probieren, egal von welchem Stand! Für nicht mal 1,50 EUR bekommt man einen kleinen Eimer mit Strohhalm vor die Nase gestellt, der fast einen ganzen Liter umfasst. Überwältigend und extrem lecker!

Neben dem angenehmen und mystisch angehauchtem Flair und all der Kulinarik waren wir aber aus einem bestimmten Grund nach Cusco gereist. Cusco ist Ausgangspunkt für alle möglichen Inka-Trails  zum legendären Machu Picchu und zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten. Auf den Spuren der Inkas, im nächsten Artikel…

Liebe Grüße Diana & Marcel

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1 Kommentar

  1. Ulla & Franz 4. Juni 2018

    Hallo Diana & Marcel,
    sehr schöne Aufnahmen euerer Tour durch Peru und die anderen Länder….
    Euere Reise geht ja dem Ende zu.
    Grüsse aus Mannheim
    Ulla & Franz

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