Adventure Book

an adventure story

India – Rajasthan Part II

Pushkar

In Pushkar findet einmal im Jahr die angeblich weltweit größte Kamelmesse statt, also sind wir spontan nach Pushkar. Mit knapp über 20 Tausend Einwohnern war dies für uns bei Ankunft die reinste Erholung in einer verhältnismäßig ruhigeren kleinen Stadt. Ich glaube es war auch das erste Mal seit unserer Ankunft in Indien, dass wir wirklich mal sagen konnten: Ist echt nett hier – ohne sich etwas schön reden zu wollen. Es ist ruhiger, weniger Verkehr, einfach weniger von allem, was man sonst so kennen gelernt hat. An einem See liegend ist hier alles wesentlich entspannter. Diesmal hatten wir auch mal wieder ein gutes Hostel gewählt, das Seven Shakras. Wie der Name vermuten lässt, hatte es eher einen Hippie-Yoga-Touch, womit wir beide ja weniger anfangen können, aber es glich einer Oase im Grünen ohne jeglichen Verkehrslärm mit großen sauberen Zimmern und gemütlichen Sitzgelegenheiten. Marcel wurde auch direkt bei Ankunft ein Joint angeboten, also recht gechillt alles 😉 Zugegebenermaßen ist Pushkar ein klein wenig touristisch, aber nach unseren bisherigen Erlebnissen war das Erholung pur.
So ließen wir den Abend am Pier mit einem Cornetto Eis ausklingen. Ja, etwas nicht Einheimisches und Importiertes, aber auch das muss mal sein!
Die Camel Fair besuchten wir einmal tagsüber und einmal bei Nacht. Natürlich ist es nicht mehr das, was es wohl früher einmal gewesen sein muss: früher ging es wirklich um Kamelhandel, heute ist es eher eine größere Kirmes mit mehreren Riesenrädern und weiteren Fahrgeschäften und extrem bunt geschmückten Kamelen, auf denen man natürlich auch reiten kann.


Eine heilige Kuh mit „fünf Beinen“. Es erfordert ein etwas genaueres Hinsehen, aber links neben dem Schwanz entdeckt man es. 

In einer großen Arena wurden Kamelwettrennen abgehalten, ein Wettbewerb um den längsten Bart, den wir aber wohl verpasst haben, und abends Musikkonzerte und Auftritte traditioneller Tänze. Die Musik war eher moderner Pop und eigentlich ganz cool.


Vor 20 Jahren waren es noch an die 20.000 Kamele, 2017 sind es nur noch rund 2.000, die zur Schau gestellt bzw. gehandelt werden.

Zuvor sind wir noch zum Savitri Tempel hinaufgestiegen. Dieser liegt auf einem Berg mit Rundumaussicht auf den Puschkar See, die Camelferry und das Umland. Ich weiß nicht mehr genau wie viele Stufen es waren, aber bei der Hitze gefühlt sehr viele, Nepalerinnerungen kamen auf 😉 Hier sahen wir gemeinsam mit einer Vielzahl von Affen der Sonne beim Untergehen zu, während die bunten Lichter der Riesenräder auf der Messe immer heller leuchteten.


Nice Style mit Israeli Trekkingschlappen 😉


Selfie Time auf dem Savitri.


Pushkar bei Nacht.

Ein weiteres Highlight in Pushkar war das Cafe Nature’s Blessing, ein kleines unheimlich schnuckeliges und extrem leckeres vegetarisches Restaurant. Es liegt etwas abgelegen, hat gerade mal fünf Tische und einen wahnsinnigen netten älteren Herrn, der Bestellungen aufnimmt und bedient. Vermutlich ein Familienbetrieb, mit einem phänomenalem Preis-Leistungsverhältnis. Hier gab es Salate und Gemüse satt, normal gewürzt, in den interessantesten und leckersten Kombinationen. Eine regelrechte Geschmacksexplosion! Und hier isst das Auge definitiv sowas von mit.


Ist da jemand aber müde.


Da hilft nur noch ein starker Kaffee 😉

Man hört sehr häufig Lobgesang über das indische Essen. Das können wir – wie man ja schon erfahren hat 😉 – nicht wirklich bestätigen. Vielleicht kann man das, wenn man anders reist und sich in höherklassigen Unterkünften oder Restaurants bewegt. Wenn man jedoch „einfacher“ reist, also sich eben auch unter das Gros der Einheimischen mischt und nicht unter die Upper Class, ist es mitunter wirklich schwierig, etwas nicht Frittiertes und Frisches zu bekommen, was nicht so stark gewürzt ist, dass man außer der Würze sonst nichts mehr schmeckt. Daher haben wir uns hier wie im Paradies gefühlt, die angenehme Atmosphäre tat ihr Übliches. Also waren wir am Folgetag direkt nochmal da. 🙂

Überaus spannend war auch die Motorradfahrt mit unserem gesamten Gepäck quer durch Pushkar. Und zwar mussten wir nach zwei Nächten leider das Hostel wechseln und kamen im Pink Floyd Hostel unter, also nicht weniger chillig 😉 Der Neffe des
Hostelbesitzers sollte uns persönlich abholen. Wir warteten also reisefertig mit unseren zwei großen und zwei kleinen Rucksäcken und staunten nicht schlecht, als da ein junger Kerl mit seinem Moped um die Ecke kam. Wir hatten mit einem Auto oder zumindest einer Rikscha gerechnet. Er war dann auch etwas konsterniert und meinte nach reiflicher Bedenkzeit, dass das so wohl nicht gehen wird. Aber kein Problem, er fährt einfach zweimal. Also hüpfte Marcel auf, am Rücken den Backpack und am Bauch seinen auch nicht so kleinen Fotorucksack, und die beiden düsten los. Ich dachte ich seh ihn nie wieder. Eine Weile später kam das Moped zurück, um mich aufzusammeln. Das Hostel lag weiter down Town, man musste also mitten durch die relativ enge und sehr lange Gasse mit den ganzen Geschäften, wo immer reger Tohuwabohu herrschte und das typisch indische heillose Durcheinander. Sprich man schlängelt sich im mm-Abstand an allem vorbei, was sich hier fort oder auch nicht fortbewegt. Auch wenn ich zwischendurch mal die Augen zu hatte und einige Stoßgebete gen Himmel schickte, war es ein echtes Erlebnis!


Durch die Straßen von Pushkar.

Jaipur – Odyssee zur Unterkunft und Erholung im Central Park

Unser nächstes Ziel sollte Jaipur sein. Nach den zum Teil doch recht strapaziösen Fahrten in Zug und Local Bussen haben wir uns dazu entschieden, mal ein wenig dekadent zu sein und uns ein Taxi zu gönnen, was in Indien auch für Strecken von einer Stadt zur nächsten gar nicht so teuer ist. Die Fahrt, die wir in einer Travel Agency buchten, dauerte nur 2,5 Stunden. Wenn man über mehrere Wochen recht spartanisch nächtigt, kann man sich zwischendurch auch mal etwas gönnen. Da kam ein Angebot auf einer der einschlägigen Buchungsplattformen über ein mit hübschen Bildern umworbenes Hotel und über 50 % Ermäßigung wie gerufen.
Dies versprach also ein entspannter Transport zu einer angenehmen Unterkunft zu werden. Dachten wir. Es kam dann nämlich doch wieder mal alles ganz anders 😉
Die erste Hürde dieses langen Tages bestand darin, unserem Fahrer die Zieladresse mitzuteilen. Dieser sprach nämlich nicht nur kein Englisch, er konnte es leider auch nicht lesen. Von zahlreichen Tuk Tuk und Rikshar Fahrten waren wir solche Situationen aber bereits gewohnt. Zur Millionenstadt Jaipur würde er schon finden, danach sehen wir weiter. Dort angekommen wurde dann das indieneigene Navigationssystem eingesetzt, das zwar oft langwierig ist, aber eigentlich ganz gut funktioniert: Dein Mobiltelefon, auf dem Du Google sei dank die Route aufzeigen kannst, wird durch diverse Hände am Straßenrand gereicht. Eine Traube von hilfsbereiten oder neugierigen Indern hängt darüber, sie diskutieren und gestikulieren wild. Irgendwann ist mal jemand dabei, der das Ziel kennt oder zumindest eine Ahnung hat, in welcher Richtung es liegen könnte. So schlängelt man sich durch und ist dann irgendwann da, mal früher, mal später.
Das Gebäude, was sich vor uns erhob, sah sicher mal ganz nett aus, aber derzeit war es die reinste Baustelle. Da standen wir nun, in Schutt und Staub und trauten unseren Augen kaum. Wie benebelt traten wir ein und ließen uns das Zimmer zeigen. Überhaupt nicht tragbar, das Bett war voller Bauschutt! Und seitdem: Obacht bei starken reduzierten Angeboten!! 😉
Nach meinen kleinen Aufstand beim Manager dieses Bauwerks akzeptierte dieser anstandslos die Stornierung und wir ließen die Bruchbude hinter uns. Jetzt musste nur mal eben eine neue Bleibe her.
Losziehen und sich von Hostel zu Hostel fragen, dazu hatten wir gerade keine Lust. Also wieder online auf Hotelsuche. Anscheinend waren wir an einer Hauptverkehrsstraße gelandet, denn der Tuk Tuk Fahrer wollte zunächst das Zehnfache für die Strecke als üblich war – dank der neuen Medien und hilfreichen Apps ist man als Touri oft schlauer 😉 Nach einigem Hin und Her waren wir dann an unserem 2. Ziel. „No Room“ hieß es hier. Tja, entweder zu kurzfristig gebucht oder Techniklegastheniker am Werk. Es tut ihm sehr leid, meinte der zweite Hotelmanager des heutigen Tages, er lässt uns aber zum nahe gelegenen Hotel seines Bruders bringen. Eigentlich höherklassig, aber auf Grund des Buchungsfehlers bekommen wir es zum gleichen Preis. Somit hatten wir nach mehreren Stunden und Fahrten quer durch Jaipur dann endlich unseren Schlafplatz erreicht.


Moderne trifft Tradition.

Vom Hunger getrieben und nicht mehr experimentierfreudig sind wir einer Empfehlung gefolgt und haben ein Tuk Tuk zu Nib’s Café genommen. Eine sehr gute Idee!

Gestärkt fühlten wir uns wieder bereit, noch ein wenig durch das Verkehrschaos in Jaipur zu laufen. Dabei entdeckt man manchmal sehr schöne Flecken und Gebäude.
Es dämmerte bereits als wir per Zufall im Central Park gelandet sind. Dieser überraschte uns extrem positiv: Eine Oase der Ruhe! Ein schöner großer grüner Park mit Blumen am Wegesrand. Läuft man einige Meter hinein geschieht ein Wunder: man hört den Verkehr nicht mehr! Dafür lauscht man Vogelgezwitscher und der Geruch von Gras liegt in der Luft. Pushkar war ja schon angenehmer, aber nach mehreren Tagen nur Verkehrslärm, Abgase und Staub fühlten wir uns hier wie neu geboren. Ganz großer Tip also, sollte man in Jaipur sein und den Wunsch nach ein bisschen Ruhe und relativ sauberer Luft verspüren, so gehe man in den Central Park.


Unser Obst- und Gemüsehändler gleich um die Ecke.


Das Leben findet immer auf der Straße statt.

Am nächsten Morgen besuchten wir den Windpalast, der als Wahrzeichen der pinknen Stadt gilt. Jaipur wird auch „the pink city“ genannt, da neben dem Windpalast auch viele Gebäude einen Hauch von Pink haben. Steht man direkt davor, ist das Pink ehrlich gesagt gar nicht mehr so sehr pink. Zudem wird hier mit regelmäßigen Anstrichen nachgeholfen 😉 Hübsch aussehen tut es trotzdem, insbesondere die sehr filigranen und detailverliebten Steinarbeiten.


Der Palast der Winde.


Das Farbenspiel im Palast.


Anschließend ging es weiter zum nächsten Ziel: das Amber Fort.


Die Tuk Tuk Fahrt führte uns vorbei am Taj Lake Palace. Na, erkannt? Etwas für James Bond Freunde aus dem Film Octopussy.


Auf der Straße sieht man viele verzierte Elefanten.

Das Amber Fort war Fürstenpalast der Kachchwaha-Dynastie, bevor Jaipur zur Residenzstadt wurde. Bei vielen Gebäuden sind deutliche Anklänge bzw. Übernahmen aus der Mogul-Architektur zu spüren.

Im nächsten Beitrag geht es dann nach Agra mit dem wohl bekanntesten Gebäude der Welt, dem Taj Mahal, und weiter zum heiligsten Ort aller Hindus: Varanasi.

Nächster in Artikel

Vorheriger in Artikel

3 Kommentare

  1. Doris 21. November 2017

    Was für prächtige Bauwerkeq……

  2. Sandra 24. November 2017

    Es ist wirklich spannend eure Berichte zu lesen. Tolle Bilder

  3. Wolfgang 27. Dezember 2017

    Sehr beeindruckende Bilder und Eure nicht weniger plastischenBeschreibungen machen neugierig auf den weiteren Verlauf Eurer Reise. Toi, toi, toi!

Antworten

© 2024 Adventure Book

datenschutz

Impressum