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Santiago de Chile

SANTIAGO DE CHILE

Santiago ist vor allem eines: sehr geschichtsträchtig. Allein aufgrund der Militärdiktaktur Pinochets und des lateinamerikanischen Libertadors (=Befreier) Simón Bolivar, der so gut wie allen Ländern Südamerikas zur Unabhängigkeit von den Spaniern verhalf. Wusstet ihr, dass Chile 1810 und Peru 1821 die letzten Länder waren, welche die Unabhängigkeit erlangten?

Unseren Weg über den Flughafen zu unserem Hostel, dass nicht ganz im Zentrum liegt, legen wir natürlich ganz Backpacker-konform wieder mit öffentlichen zurück 😉 so kennt man sich dann doch gleich schneller aus mit den Gegebenheiten. Diesmal haben wir zur Abwechslung mal wieder vorgebucht, und die Online Bilder haben auch hier die Realität schwer aufgehübscht oder waren einfach schon sehr alt, aber es war recht gemütlich und für drei Nächte völlig ausreichend.
Schnell machen wir uns auf, Chile’s Hauptstadt zu erkunden. Durch Santiago verläuft der Río (=Fluss) Mapucho. Die Geschichte erzählt, dass der Fluss einst den reichen und den Armen Teil der Stadt voneinander getrennt hat. Angeblich soll man heute teilweise noch gewisse Ressentiments aus dieser Zweigeteiltheit spüren. Beeindruckt hat uns, wie das Land und im Besonderen diese Stadt der konstanten Erdbebengefahr trotzt. Chile gehört aufgrund seiner geographischen Lage zu den am stärksten von Erdbeben betroffenen Gebieten im pazifischen Raum. Wie findet man bei Menschenaufläufen am leichtesten heraus, wer Touri ist und wer nicht? Es rufe einer: Terremoto!! (Erdbeben). Kein Chilene würde dabei wegrennen, weil es für sie das normalste der Welt ist und schlichtweg zum Alltag dazu gehört. Entsprechend hat die Architektur und Bauweise in den vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten dazu gelernt. Terremoto hat es übrigens auch zu einem landestypischen Cocktail gebracht: das gleichnamige Gebräu besteht aus Ananaseis, Wein und einem Kräuterschnaps, meist Fernet. Letzteres trinken auch die Argentinier ganz besonders gern, meist mit Cola gemischt: es ist zähflüssig, hellgrün, pappsüß und schmeckt ein bisschen wie Jägermeister. Die chilenische Terremoto-Mischung allerdings ist unterirdisch gruselig 😉 Das Getränk heißt natürlich „Erdbeben“, weil man nach zuviel davon nur noch hin und her schwankt. Mir wurde von einem Mal nippen schon übel – ähnlich wie beim Chicha Probieren in Kolumbien.


PLAZA DE LA CONSTITUCIÓN UND PLAZA DE ARMAS

Auf unserer Städtetour kommen wir auch an der Plaza de la Constitución (Platz der Verfassung) vorbei, symmetrisch-akkurat angelegt und mit einem Haufen „wichtiger“ Gebäude drum herum: Justiz- und Finanzministerium, Auswärtiges Amt, Banco Central de Chile und der Palacio de La Moneda, der ursprünglich eine Prägeanstalt für Münzen war (La Moneda = die Münze) und im 19. Jahrhundert auch als Regierungssitz diente. Besonders berühmt wurde er durch den Militärputsch 1973: Damals wurde der amtierende Präsident Salvador Allende gestürzt und Augustin Pinochet kam an die Macht.

Natürlich darf auch in Santiago wieder eine „Plaza de Armas“ nicht fehlen: ein großer Hauptplatz mit Palmen, umgeben von monumentalistisch anmutenden Gebäuden wie z.B. einer Kirche und der Hauptpost. Wir wollten nämlich unbedingt ganz oldschool Postkarten versenden und benötigten hierfür Briefmarken. Ganz einfache stinknormale Briefmarken. So einfach ist das aber gar nicht in so einer Millionenstadt. Nach mehreren kleinen Postämtern schickte man uns dann eben zur Hauptpost, wo es natürlich zuging wie in einem Taubenschlag. Eine Dame in einem Nebenzimmerchen verkaufte u.a. Briefmarken, war aber auch dafür zuständig, welche anzukaufen (stand auf dem Schild an der Tür). Natürlich musste genau vor uns ein Briefmarkenliebhaber in der Schlange stehen, der mit Sicherheit tagelang nur darauf gewartet hat, dass er endlich mal jemandem von seinen Briefmarken erzählen darf, der ihm zuhören muss! So sahen wir also zu, wie er Seite um Seite seines viel zu dicken Briefmarkenalbums durchblätterte. Die arme Frau war sichtlich genervt und gelangweilt und tat uns fast ein wenig leid. Nach insgesamt fast zwei Stunden hatten wir unsere Briefmarken, yeah!! Soll erfüllt für heute, mal wieder genug in Geduld geübt 😉 Ach so: die Karten hatten auch eine kleine Weltreise von gut zwei Monaten hinter sich, eher sie ihre Adressaten in Deutschland beglückten 🙂

CERRO SAN CRISTOBAL UND CERRO SANTA LUCIA

Sucht man eine grüne Oase im ganzen Großstadttumult, geht man am besten auf den Cerro San Cristobal: ein Hügel (=Cerro) oder vielmehr ein Berg, inmitten der Stadt, der einen immensen Stadtpark beherbergt. Neben einem botanischen Garten und zahlreichen Ausruhgelegenheiten gibt es hier sogar zwei Schwimmbäder! Und wer keine Lust hat, hochzulaufen, setzt sich in die Seilbahn. Besonders beim Sonnenuntergang ist der Blick auf das Hochhäusermeer gar nicht so übel.
Noch schöner aber ist unserer Meinung nach der Cerro Santa Lucia. Mit seinem Brunnen erinnerte er ungemein an die „Font de La Cascada“ im Parc de La Ciutadella in Barcelona.

LA VEGA UND DER „CEMENTERIO GENERAL“

Besonders bunt und lebhaft in Erinnerung blieb uns die „Vega“, einer der bekanntesten und sicherlich der größte Markt des Landes. 24/7 kann man hier so gut wie alles an Lebensmitteln finden, was das Herz begehrt. Unweit hiervon liegt der Fischmarkt, der „Mercado Central“. Neben dem Treiben und den typischen traditionellen Gerichten und Suppen ist das Gebäude beeindruckend, also die Halle, in der sich der Markt befindet. Sie stammt von 1872 und ist komplett aus Stahl.
Die Konstruktion kommt ursprünglich aus Schottland. Grund war, dass das Gebäude zuvor aus Holz war und mindestens einmal komplett abgebrannt ist.



Aus einer anderen Welt zu stammen scheint der „Cementerio General“, der Zentralfriedhof. Verwunschene, teilweise von der Natur zurückeroberte ca. 86 ha, an vielen Stellen liebevoll mit Plastikblumen und Stofftieren versehen. Urnengräber mit buntem Glas, welche sich in regelrechten Häusern übereinander und nebeneinander stapeln, wechseln sich ab mit zum Teil gigantisch großen Mausoleen, die mitunter palastähnliche Ausmaße annehmen. Es gab eine Zeit, als es Chile wirtschaftlich besonders gut ging und Reichtum in der Größe und außergewöhnlichen Architektur der Grabstätte demonstriert wurde. Entsprechend läuft man heute auf dem Friedhof an griechischen Tempeln, Maya-Pyramiden und Sphinxen vorbei. Zünfte oder Vereinigungen haben in der Regel ein gemeinsames großes Mausoleum, z. Bsp. die Polizei oder berühmte Gewerkschaften. Teilweise sind die Monumente aber auch ziemlich herunter gekommen bzw. sogar einsturzgefährdet. Denn die Instandhaltung obliegt den Nachfahren, und diese verfügen nicht selten über weniger üppige Finanzen.


Nach drei Grosstadttagen in Santiago geht es für uns weiter in den Süden, nach Punta Arenas: wieder in die rauche Natur! Torres del Paine wartet auf uns. Ich persönlich bin ehrlich gesagt freudig aufgeregt aber auch ziemlich nervös: wir haben keine Ahnung, was uns dort erwartet. Voraus gebucht haben wir nichts, warum, darauf gehen wir im Bericht Torres del Paine näher drauf ein, und ich vor allem habe regelrecht Schiss vor dem Wetter! Denn ob wir Zelten oder nicht, wussten wir natürlich auch noch nicht. Nicht nur, dass man in Patagonien immer auf alles gefasst sein muss – es kann am gleichen Tag heiß sein mit strahlendem Sonnenschein, Minuten später regnet es in Strömen samt mitreißender Winde und plötzlich schneit es. Wir waren aber auch schon außerhalb der Hauptreisezeit, d.h. wettertechnisch ging es Richtung Winter zu und das Ganze war mehr und mehr ein Glücksspiel. Und irgendwie hatte ich persönlich keine so große Lust mehr, schon wieder tagelang nur zu frieren und meine bewegungseingeschränkten Finger zu ertragen. Aber vielleicht würde es ja anders kommen? Es bleibt spannend …

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