Adventure Book

an adventure story

Tayrona und Lost City

TRAUMSTRÄNDE IM TAYRONA NATIONALPARK

Santa Marta ist ein relativ touristisches Städtchen. Der große Hafen gilt als DER Kokain Hauptumschlagplatz in Südamerika und weltweit. Im Zentrum gibt es ein paar ganz schöne beschauliche Plätze sowie natürlich eine Fülle an Bars, Restaurants und Cafés. Nicht überwältigend, aber nett. Zudem sind wir ja nicht für Santa Marta hierhergekommen – einen besonders einladenden Strand hat die Stadt nämlich auch nicht zu bieten. Dennoch zieht es regelmäßig Touristen sowie Einheimische zu Hauf hierher: Santa Marta ist nämlich der Ausgangspunkt schlechthin für den Tayrona Nationalpark sowie den Trek zur Ciudad Perdida (oder auch: Lost City).

Der Tayrona Nationalpark liegt wenige km nördlich von Santa Marta und grenzt im Norden an die Sierra Nevada. Er wurde 1969 gegründet und ist benannt nach dem hier ehemals beheimateten indigenen Stamm der Tayrona Indianer. Mit einer Fläche von 150 qkm besteht er aus Dschungel und traumhaften Stränden, die oft mit den Seychellen verglichen werden. 1982 erklärte die UNESCO den Park zum Biosphärenreservat (was die UNESCO nicht alles für Titel vergibt, man lernt nie aus).

In unserem Hostel angekommen, bemühten wir uns direkt um den Erwerb der Eintrittstickets in den Tayrona Park. Hiermit hatten wir es nämlich notgedrungen etwas eilig, da der Park jedes Jahr von Ende Januar bis Ende Februar für einen Monat geschlossen wird, damit sich die Natur erholen kann sowie Aufräum- und Wartungsarbeiten getätigt werden können. Somit blieben uns nur noch 3 Tage Zeit, bis der Park seine Tore für uns schloss. Es wird generell davon abgeraten, ohne online Reservierung hinzufahren, da der Park nur eine begrenzte Anzahl an Besuchern pro Tag einlässt. Die Fahrt dauert gute 45 min von St. Marta aus, zu lang also, um mal auf gut Glück hinzufahren. Da es schon relativ spät war und wir noch hätten umpacken müssen, wollten wir einen Tag pausieren und alles in Ruhe erledigen, und dann die letzten 2 offenen Tage nutzen. Zudem wird empfohlen, sich größtenteils selbst zu verpflegen, d.h. ein Supermarktbesuch stand noch aus. Wie so oft sollte aber alles wieder ganz anders kommen.

Vermutlich lag es an dem einen Joint zu viel, den unser Compagnon aus dem Hostel  zuvor inhaliert hatte. Vielleicht hätten wir die Daten am PC aber auch einfach selber eintragen sollen. Jedenfalls hielten wir am Ende die ausgedruckten Tickets in den Händen mit Eintrittsdatum für den nächsten Tag, statt dem übernächsten! Verschieben ist nicht möglich: man kann das Ticket ausschließlich für das ausgewählte Datum lösen, länger ist es nicht gültig. Um es verfallen zu lassen ist der Eintrittspreis einfach zu hoch. Damit war es aus mit der Ruhe: wir rannten in den nächsten Supermarkt, bevor der auch bald die Schotten dicht machte, gingen noch einen Happen essen und machten uns direkt ans Packen, da wir ja wieder nur das allernötigste mitnehmen wollten und den Rest im Hostel lassen würden. Eine weitere kurze Nacht.

Die kommenden zwei Tage wurden wir nach dem holprigen Start in St. Marta mehr als entlohnt: Der Tayrona Nationalpark ist in jedem Fall einen Besuch wert und sollte bei einer Kolumbien Reise nicht fehlen. Im Nachhinein waren uns die 2 Tage sogar ein bisschen zu kurz.

Wir nahmen früh morgens vom Markplatz aus in St. Marta den öffentlichen Bus nach El Zaino, dort befindet sich der Haupteingang zum Tayrona Park. Ein 2. Eingang befindet sich in Calabaza, etwas weiter südlich und damit näher an St. Marta. Viele Besucher starten in El Zaino und verlassen den Park hier auch wieder. Man kann aber auch einen Rundweg laufen, so wie wir natürlich ;-), bei dem man in Calabazo endet. Der hat es aber in sich, insbesondere am 2. Tag.

Der erste Tag war relativ entspannt, wenn man sich mal an die elend schwülwarmen Temperaturen gewöhnt und sich damit abgefunden hat, dass einem ununterbrochen die Brühe runter läuft und man einfach nichts dagegen machen kann. Nach ca. 2 Stunden erreichten wir einen der drei Campingplätze und buchten uns ein bereits aufgebautes Zelt für eine Nacht. Man kann natürlich auch sein eigenes Zelt mitschleppen, hatten wir aber nicht. Alternativ kann man „hamacas“ buchen, also Hängematten, die in Moskitonetze umwickelt sind, kostet für zwei Personen aber genau so viel wie ein Zelt und ist für unseren Geschmack wesentlich unbequemer. Wir laufen noch etwas weiter durch das Dickicht und kommen zum ersten Bilderbuchstrand, der ohne Zweifel an die Seychellen erinnert.

Bis auf das übliche Ungeziefer haben wir eine relativ ruhige Nacht, in der wir den fänomenalen Sternenhimmel bewundern durften. Am nächsten Tag geht es früh weiter, an weiteren Traumstränden vorbei und tiefer in den Dschungel Richtung „pueblito„, die Überbleibsel eines Tayrona Dorfes. Die Tayrona waren ein präkolumbianisches Volk mit einer hochentwickelten Kultur. Auch heute noch gibt es das Volk der Kogi, die sich selbst als direkte Nachfahren der Tayrona bezeichnen.

Der Weg dorthin führt nicht über Steine, es sind eher Felsbrocken! Ca. eine Stunde lang geht es bergauf über regelrechte Rocks, nur mit allen Vieren und unter teils haarsträubenden akrobatischen Verrenkungen gelingt es, von einem zum nächsten zu kommen. Vor allem wenn man nicht ganz so groß ist. Die Hitze tut ihr Übriges. Hätte einem ja auch mal einer sagen können! Wir hätten es trotzdem gemacht 🙂 Erschöpft aber stolz kommen wir in pueblito an. Es ist wirklich klein: zwei bis drei grasbewachsene Terrassen, ein paar Mauern und zwei Hütten sowie einige Tayrona begegnen uns. Mein erster Gedanke: das sieht genau so aus wie die Fotos von „La Ciudad Perdida“, der Trek, den wir für die kommende Woche geplant haben, nur in klein.

 

Es geht die letzten zwei Stunden bergab Richtung Calabazo, wo uns direkt der nächste Bus nach St. Marta empfängt. Völlig erledigt aber zufrieden kommen wir am späten Nachmittag an. Bleibt noch genug Zeit, um sich für die kommenden Tage eine gemütlichere Unterkunft zu suchen.

CIUDAD PERDIDA – LOST CITY TREK

Die verlorene Stadt, ehemals vom Tayrona Volk belebt und bewirtschaftet, liegt versteckt im kolumbianischen Dschungel und wurde 1988 (wieder-) entdeckt, wenn ich mich recht erinnere. Zu Beginn wurden Touristen wohl auch nur mit dem Helikopter hierher gebracht. Im Übrigen werden viele ehemalige indigenen Stätten so bezeichnet, so auch Macchu Picchu in Peru.

Die Tayrona leben wie erwähnt heute noch und gehen auch ausgesprochen beharrlich ihren Traditionen nach. Nur wenige der jüngeren Generation leben in der Stadt. Und wenn erkennt man sie immer unschwer an ihrer traditionellen weißen Kleidung: eine Art Tunika aus weißem Leinenstoff. Die Männer tragen darunter einfach noch eine Hose aus dem gleichen weißen Stoff. Weiteres Merkmal sind ihre langen dichten schwarzen Haaren, bei Frauen und Männern gleichermaßen. Sicherlich machen auch neue Medien wie Whatsapp und Facebook vor ihren Türen nicht Halt. So haben die meisten jungen Tayrona in der Regel ein Smartphone und mindestens einen Facebook Account. So wie auch unser Guide, ein junger Kogi. Und so ähnlich wie man kaum einen Uruguayo ohne Thermoskanne und Mate herumlaufen sehen wird, begegnet man auch keinem männlichen Tayrona ohne seinen „Köcher“, der aus einem Kürbis geschnitzt wird. Dazu gehört ein kleiner Stock, den sie regelmäßig bespucken, nachdem Sie Cocablätter gekaut haben. Cocablätter kauen sie ununterbrochen. Dieses Coca-Speichel-Gemisch wird dann mit dem Stock außen auf den Köcher gerieben, der mit der Zeit immer dicker und breiter wird. Besonders wichtig ist dieses Vorgehen in schwierigen Situationen. Es soll schneller zu Lösungen verhelfen und die Learnings verinnerlichen, wie uns der junge Kogi erklärte. Je dicker der Köcher, desto schlauer also muss sein Besitzer sein. So gibt es immer wieder Bräuche und Traditionen, die einen richtig erstaunen lassen. 


Feucht und fröhlich durch den Dschungel.

3 Minuten Überwindung, und dann…

8 Meter ins Ungewisse kommen einem ewig vor 😉

Der Lost City Trek wurde uns von allen Seiten wärmstens empfohlen: müsst ihr unbedingt machen! Hörten wir immer nur. Der Trek dauert in der Regel 4 Tage, und es ist kein Circuit: man geht den gleichen Weg zurück, den man gekommen ist. Es geht mitten durch stickigen, dicht begrünten Dschungel, in dem die Luft zum Schneiden dick ist. Eine Passagen sind nicht ganz ohne: es geht wieder über Stock und Stein mit Flussdurchquerungen auf glitschigem Untergrund. Ein wenig Abwechslung bringt auch ein „Verkaufsstand“, an dem man frische Kaffee- und Kakaobohnen kaufen aber auch kosten darf. Eine frische Kakaobohne ist der absolute Hammer! Für regelmäßige Abkühlung sorgt immer wieder ein Bad in dem herrlich erfrischenden Fluss.

Frühmorgens am dritten Tag steigt man dann früh morgens die unzähligen „Stufen“ (an die 300 meine ich) zur verlorenen Stadt hinauf. Die einst übereinander gelegten unförmigen Steine haben manchmal eine derartige Tiefe, dass man sich fragt, wie die Tayrona dort überhaupt hochgekommen sind. Denn die Tayrona sind relativ kleine Personen. Aber genau wie die Sherpas in Nepal hüpfen auch die Tayrona – entweder barfuß oder auch oft in Gummistiefeln – geübt und flink jeden Fels hinauf oder herab. Der Trek selbst ist wie gesagt streckenweise eher anspruchsvoll, was vor allem an der teils erbärmlichen Hitze liegt, mit extrem steilen An- und Abstiegen und regelrechten Kletterpassagen. Wenn man dann noch in der Regenzeit unterwegs ist, wie wir, ist es noch schwüler und insbesondere die Steine können auch ganz schön glitschig und gefährlich werden. Gerade die letzten Stufen zur verlorenen Stadt haben es bei Regen in sich.

Lost City selber ist tatsächlich größer und beeindruckender, als ich vermutet hatte: bis zu 30 Terrassen ragen eine nach der anderen immer höher in die Berge hinauf. Hier wurde Landwirtschaft betrieben, gelebt, geopfert und gefeiert. Außen herum tiefer Dschungel. Angeblich soll es noch an die 50 weitere ähnliche Stätten im kolumbianischen Dschungel geben, die jedoch noch nicht entdeckt bzw. aufgedeckt worden sind.

Unser Fazit: Für jemanden, der noch nie im Dschungel war und ein bisschen Abenteuer sucht, ist der Trek sicher genau das Richtige. Man muss sich jedoch auf hoffnungslos überfüllte und sehr einfache Unterkünfte einstellen. In der Regel schläft man halb im Freien, also in aneinander gereihten Hochbetten mit einem Dach und Moskitonetz darüber. All das wäre vollkommen in Ordnung. Jedoch werden die Unterkünfte schlichtweg viel zu sehr ausgelastet. Für solche Menschenmassen sind sie unserer Meinung nach überhaupt nicht ausgerichtet. Die wenigen sanitären Anlagen gehen bald in totalem Chaos unter, man isst in Schichten, Marcel und ich haben uns zwei Nächte eine Pritsche geteilt, weil nichts mehr frei war. An sich ja nichts Schlimmes, auch wenn die kaum 70 cm breit sind 😉 Einmal jedoch lag die Ursache einer geteilten Pritsche woanders: als gegen 19 Uhr alle in ihren Schlafplatz krochen (wenn man um 4 geweckt wird, geht man meist auch früh schlafen), entdeckte Marcel einen großen schwarzen Fleck in der rechten oberen Ecke seines Moskitonetzes. Daraufhin zückte er sein Handy und machte die Taschenlampe an. Ich lag nebenan und hörte nur eine Art panisches Flüstern: „Diana, ich hab‘ ein Vieh in meinem Netz. Ich muss hier raus! Kann ich bei Dir schlafen!?“ Das war keine Frage! Eine riesige behaarte Tarantula hatte sich offensichtlich bei ihm niedergelassen. Unmöglich, so Schlaf zu finden, gefangen mit Ihr in einem Netz.

Dschungel-Camp lässt Grüßen 😀

In jedem Fall aber hatten wir solch eine Massenabfertigung nicht erwartet und waren sichtlich enttäuscht darüber. Auch auf den Trails selber kam es oft zu Staus und man musste warten, bis der Gegenstrom durch war, um weitergehen zu können. Verglichen mit anderen Erfahrungen muss sich das in den vergangenen 3 – 4 Jahren stark verändert haben, seitdem Kolumbien vermehrt die Werbetrommeln schürt um seinen Tourismus anzukurbeln. Verständlich, aber auch schade.

Müssten wir nochmals entscheiden, würden wir zugunsten eines ausgedehnteren Aufenthaltes im Tayrona Nationalpark wohl eher auf Lost City verzichten.

Auf alle Fälle war es wieder mal schön anstrengend 😉 diesmal aber vor allem aufgrund der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit. So gönnten wir uns danach noch ein paar Ruhetage, die ausnahmsweise mal eher mit Ausruhen, Nichtstun, ein bisschen Strand und einem täglichen Besuch in einer wirklich guten Eisdiele gefüllt waren, bevor es weiter nach Cartagena ging.

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