Adventure Book

an adventure story

Vietnam – Part I

Nach dem verwunschenen Tempeln um Angkor Wat saßen wir also im Flieger zu unserem nächsten Ziel: Vietnam. Genau genommen Hanoi. Wir hatten schon so viel gehört und waren sehr gespannt, was uns hier erwarten würde. Und wurden direkt im Flieger schon überrascht. Eine junge Vietnamesin sprach uns an, D., und wir kamen ins Gespräch. Sie gab uns ein paar Tips, wir tauschten Nummern aus, wollten uns nochmal treffen und sie meinte spontan, wir könnten ja am kommenden Abend zu ihr nach Hause zum Essen kommen, gemeinsam mit ihrer Familie. Sie war uns auf Anhieb sympathisch, dennoch dachten wir im Leben nicht daran, dass sie sich wieder melden würde. Aber tatsächlich, am Folgetag erhielten wir eine Whatsapp, ob wir denn abends vorbeikommen wollen, bis 3 Uhr nachmittags sollen wir bitte Bescheid geben. Wir sagten zu, keine Frage! Wie oft bekommt man die Gelegenheit, so nahe am Einheimischenalltag teilhaben zu dürfen. Ich fragte, was wir mitbringen können. Wenn wir möchten ein paar Bier. Nun ja das war einfach 😉
Weniger einfach war es, ihre Adresse zu finden. Laut Map sollten wir ca. 1,5 Stunde zu Fuß benötigen. Wir wollten also hin laufen und zurück ein Taxi zu nehmen. Zu Fuß erkundet man eine neue Stadt und Umgebung doch am besten, finde ich. Und Hanoi ist, trotz Großstadt und laut tosendem und anstrengendem Verkehr, eine Stadt mit richtig schönen und schicken Ecken. Und da hier auch viele Christen leben, war fast jedes Schaufenster mit überaus farbenfrohem und teils etwas kitschigem Weihnachtsschmuck geziert, der im Dunkeln kunterbunt leuchtete und blinkte. In dem Moment war das richtig schön 🙂 fehlte nur noch der Zimtgeruch.


Challenge accepted 😉








Zur Star Wars Premiere in Hanoi, aber im O Ton 😉

Aus der geplanten Stunde wurden 2, vor allem weil wir uns einmal verlaufen haben: wir wussten nicht, dass man die highwayähnliche Straße nur an wenigen Stellen überqueren kann, und sind zu lange auf der falschen Seite gelaufen. Die beste Gegend war es dann zwischenzeitlich auch nicht mehr. Als wir nicht weiter wussten und auch kein Taxi in der Nähe war, fragten wir in einem Hotel an der Ecke. „Auch ganz süß“, meinte ich. Dass wir hier in einem Stundenhotel gelandet sind, darüber klärte mich Marcel beim Rausgehen auf. Ich hatte die Preisliste pro Stunde an der Rezeption nicht gesehen 😉 Stundenhotels sind in Vietnam üblich, da man oft mit der gesamten Familie auf engerem Raum zusammen lebt, und es wohl wenig Gelegenheit für Privatsphäre gibt.
Bei unseren Gastgebern angekommen, wurden wir regelrecht überwältigt: es war mächtig aufgetischt worden. Wobei aufgetischt das falsche Wort ist, denn traditionell wird in Vietnam auf dem Boden gegessen. Auf einem Tuch standen zahlreiche bunte Schüsseln mit vielen unterschiedlichen Leckereien und Köstlichkeiten, Gemüse, Fleisch, Reis, Tofu … Alles extrem lecker. Wir blieben sprachlos. Die ganze Familie war mit an Bord, zusätzlich noch ein paar Freunde von D., und alle freuten sich riesig, dass wir gekommen waren. Also zogen wir unsere Schuhe aus, gesellten uns in den Kreis und verteilten erstmal ein paar Bier. Während des gemeinsamen Essens, zu dessen Zubereitung jeder der Anwesenden etwas beigetragen hat, tauschten wir Geschichten und Besonderheiten unserer Familien und Traditionen aus. So erfuhren wir u.a., dass das Abendessen in Vietnam die wichtigste gemeinsame Zeit der Familie am Tag ist. Bis zu zwei Stunden nimmt man sich Zeit, sitzt im Kreis um das Abendessen herum und tauscht sich darüber aus, wie der Tag so war. Die Eltern sprachen nur Vietnamesisch und hatten viele Fragen, D. war unsere Dolmetscherin. Nach ein paar Reisschnaps, die insbesondere Marcel von D.s Papa regelmäßig und großzügig zugeschoben bekam, lief die Konversation auch schon wesentlich flüssiger 😉


Cảm ơn nhiều Duyen cho buổi tối tuyệt vời này

Als dann später gespült wurde – meine mehrfach angebotene Hilfe hierbei wurde vehement abgelehnt – hab ich auch verstanden, warum der Hauseingang so nass war, als wir kamen. Der Hauseingang selbst nämlich war eigentlich schon die Küche, die mit Steinfliesen ausgelegt ist. Dann ging es wie eine Stufe hinauf zu einer ähnlich großen Fläche, mit feineren weiß glänzenden Fliesen ausgelegt: quasi das Ess- bzw. Wohnzimmer. Wobei man von Küche eigentlich nicht so wirklich reden kann. Vergeblich suchte ich nach Utensilien, mit deren Hilfe wohl dieses vielfältige, üppige und gute Essen zubereitet worden ist. Keine Ahnung wie sie es bewerkstelltigt haben, in jedem Fall aber mit den aller einfachsten Basics und ohne großartige Arbeitsfläche. Ebenso schlicht und pragmatisch der Spülvorgang: die Cousine saß im rosa Pyjama auf einem Minihocker, große Schüssel mit schmutzigem Geschirr davor, nebendran eine Tonne mit Wasser. Fettiges Geschirr, also Teller und Stäbchen, kamen kurz in eine Lauge, Gläser und Tässchen wurden mal kurz durchs Wasser geschwenkt, am Ende stand alles auf dem Boden. Nochmal schnell Wasser drüber gekippt und fertig. Super praktisch: ist der Boden gleich mit aufgewischt 😉 generell sieht man das in den meisten Restaurants und Bars in Vietnam, insbesondere an den Straßenrestos mit den kleinen Plastikstühlen, wo man übrigens, wie meistens in den einfacheren Lokalitäten, am besten und günstigsten isst: es wird alles auf den Boden geschmissen und am Ende oder eben nachts aufgekehrt und aufgewischt.
Nach einem schönen Abend bei D. und ihrer Family lud sie uns noch ein, sie und ihre Freunde in eine kleine Bar in der Altstadt mit Life Musik zu begleiten. Statt Caipi oder Cuba Libre trinkt man hier eher Baileys mit Joghurt, oder einfach Schokomilch auf Eis. Die jungen Musiker waren großartig, allesamt! Im Gespräch erfuhren wir, dass die junge Frontstimme von der wohl bekanntesten Sängerin Vietnams unterrichtet wird: My Tam. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir My Tam bald selbst rein zufällig in Hanoi bei einem Stadtfest mitten in Hanoi life sehen und hören würden.

Am Tag darauf erkundeten wir weiter die Stadt. Insbesondere die Gegend um den Hoan Kiem See hat uns besonders gut gefallen. Buntes und geschäftiges Rumgewusel in den engen Straßen, natürlich chaotischer Verkehr, gefühlt Tausende von Mopeds, viele nette Geschäfte, Boutiquen und haufenweise Cafés.
Das angrenzende Altstadtzentrum übt seinen Reiz eher zu Abendstunden aus, wenn es dunkel wird. Hier findet man die meisten Backpacker Hostels sowie entsprechende Bars und Pubs, die sich aneinander reihen, und somit tummeln sich hier natürlich auch die meisten Touris. Dennoch hat es etwas: an vielen Straßenecken und Plätzen packen plötzlich auftauchende Musiker ihre Instrumente aus und machen Musik, meist internationalen Pop. Ich war immer wieder von neuem überrascht, wie gut die Vietnamesen singen können. Und vor allem: wie gut sie die englische Aussprache beherrschen, hat doch das Vietnamesisch so einen völlig anderen Klang. Bald bildet sich eine große bunte Menschentraube, von ganz klein bis ins hohe Alter, es wird gelacht, getanzt und gefeiert, bis der letzte Ton verstummt.

Drei Stunden Busfahrt nordöstlich von Hanoi liegt Halong Bay, die Halong Bucht, einer der wesentlichen Gründe, weshalb man nach Vietnam reist. Die Bucht umfasst eine Küstenlinie von über 100 km, derer entlang um die 2000 Kalkfelsen und meist unbewohnte Inseln aus dem Wasser emporragen. Seit 1994 zählt Halong Bay zu den UNESCO Weltnaturerben.
Üblicherweise werden hier Touren von 2 oder 3 Tagen angeboten, während der man in der Regel auch mindestens eine Nacht auf einem Boot verbringt. Wir hatten im Internet einen Bericht gelesen, wie es auch auf eigene Faust geht. Ehrlich gesagt kommt es einen aber nicht wirklich günstiger, und ist dazu noch wesentlich aufwendiger. Denn man muss so oder so mit einem Bus gen Norden fahren, und um ein Boot kommt man auch nicht herum. Also buchten wir über unser Hostel eine 3-Tages-2-Nächte Tour. Auf der Fahrt aus Hanoi heraus änderte sich das Stadtbild ein wenig. U.a. fiel einem jetzt zum ersten Mal bewußt auf, wie schmal die mehrstöckigen Häuser eigentlich sind. Nämlich nicht wesentlich breiter als ein normale Tür hoch ist. Das liegt angeblich daran, dass man hier Steuern zahlt in Abhängigkeit davon, wieviel Breite das Gebäude in Anspruch nimmt. Auf den Märkten für Lebensmittel änderte sich das Angebot. Üblicherweise besteht ein Markt in Vietnam einfach aus am Straßenrand sitzenden Händlern, die alles kunterbunt gemischt anbieten: also Fleisch neben Früchten, Fisch neben Frittierware, dazwischen lebende Hühner oder Krebse, die noch im Wasserkübel zappeln, dann wieder Gemüse, Reis und weitere Getreidesorten. Hier haben wir zum erstmal auch Hunde gesehen, die noch in ihrer vollen Form, nur ohne Fell, auf dem Rücken liegend mit den Füßen nach oben präsentiert und dargeboten wurden.


Klein aber fein, unsere Kajüte.




Am ersten Abend durften wir auch direkt aufs Wasser Kajak fahren. Und mussten feststellten, dass wir in wirklich vielem miteinander harmonieren, aber Kajak fahren gehört offensichtlich nicht dazu: statt gerade aus ging es bei uns immer nur im Zickzack. Bis Marcel am Ende kleinlaut zugab, es könnte auch an seiner kleinen Rechts-Links-Schwäche gelegen haben 😉
Als wir nach einer angenehmen Nacht in einer überraschend großen, gemütlichen und sauberen Kajüte morgens an Deck gingen, waren mir mitten im Archipel. Es war  leicht nebelig und diesig, aber bald klarte es auf und die Sonne ermöglichte den Blick auf unzählige um uns liegende Inseln und Felsformationen. Möwen kreisten um unsere Köpfe. Ein Blick genügte, und wir wussten beide, was der andere dachte: ein schöner Anblick! Aber wenn man ganz ehrlich ist, sieht es nicht viel anders aus als das Archipel bei Kho Phi Phi in Südthailand. Mit dem Unterschied vielleicht, dass es ein paar mehr Felsen sind, die aus dem Wasser ragen. Witzigerweise glich unsere Sichtweise wieder der vieler anderer Reisender, die bereits auch beides gesehen haben. Welches Naturwunder nun welchem gleicht, hängt natürlich davon ab, welches man zuerst gesehen hat. Eine gewisse Ähnlichkeit jedoch ist nicht zu verleugnen. Nun ja, warum sollen Rocks in Vietnam auch so viel anders aussehen als in Thailand 😉
Die 2. Nacht sollten wir in einem Hotel auf der Insel Cat Ba verbringen, die größte Insel in der Halong Bay. Nachdem wir eine der vielen Caves (Tropfsteinhöhlen) besichtigt haben, die für ihre Stalagmiten und Stalaktiten berühmt sind (sie sind ganz ok ;-), ging es noch hoch hinaus zu einer Aussichtsplattform. Der recht abenteuerliche Aufstieg führte durch dschungelartigen Wald über Stock und Stein. Cool, endlich mal wieder Action und Bewegung! Nach der offiziellen Aussichtsplattform ging es noch ein paar Meter weiter hinauf, und am Ende fand man sich auf einer Art kleinem Felsvorsprung wieder.

Ein Foto hierauf erforderte schon ein klein wenig Mut und Geschick, für den Rundumblick über die Insel hat es sich aber in jedem Fall gelohnt. Wir nutzten die entstandene Energie und gingen abends gleich noch eine Runde joggen, bevor es am nächsten Tag mit Bus und Boot zurück nach Hanoi ging.


Mit dem Taxi nach Paris, nur für eine Nacht. Fast 😉

Kurz darauf starteten wir mit dem Nachtbus zu unserem zweiten Ausflugsziel in Vietnam: die Reisfelder um Sa Pah. Diesmal aber ohne Tour, da man gut auch alleine in der Gegend umherwandern kann. Bekannt ist Sa Pah aufgrund der terrassenförmigen Reisfelder, die zur richtigen Jahreszeit ohne Zweifel wunderschön aussehen, mit Sonne, saftigem smaragdschimmerndem grün, so ähnlich wie auf den hochglanzpolierten und bearbeiteten Prospektbildern eben. Uns war bewusst, dass wir nicht zu allerbesten Saison hierfür in Vietnam unterwegs waren, aber dass wir diesmal so extremes Pech mit dem Wetter haben würden, hatten wir nicht erwartet. Es nieselte bereits, als der Bus uns früh morgens irgendwo in dem Örtchen Sa Pah ausspie, hinaus auf die matschige, nasse Straße. Und ungefähr genauso ging es eigentlich weiter: es war arschkalt, nass, Nieselregen den ganzen Tag, alles schlammig und matschig, und so viel Nebel, dass man die Hand vor Augen kaum sehen konnte. Es dauerte kaum 30 min, als unsere Entscheidung feststand, direkt am nächsten Morgen zurück nach Hanoi zu fahren. Es hätte einfach überhaupt keinen Sinn gemacht. Wie der Versuch zu segeln bei völliger Windstille. Wir hatten uns auf ein bisschen Wandern im Grünen gefreut, aber das Wetter läßt sich nunmal nicht ändern. Wie wir später noch erfuhren hat es auch noch geschneit. Und letztlich hielt sich unsere Enttäuschung auch in Grenzen: vietnamesische Reisfelder werden wohl auch nicht so viel anders aussehen als in Nepal oder sonstwo auf der Welt, wo viel Reis angebaut wird 😉 Übrigens: neben Reis gibt es in der Gegend um Sa Pah noch ein anderes typisches Gericht: Pferd mit allem, wie ich es getauft habe. Hierfür wird ein gesamtes Pferd, also mit Haut und Haar und allem, was es so in sich trägt, zerteilt und in den Kochtopf geschmissen. Hiervon wurde uns bereits in Hanoi berichtet, und dass wir davon lieber die Finger lassen sollten. Allerdings handelt es sich hier wohl tatsächlich um ein reines Einheimischengericht, Touristen kommen damit eher weniger in Berührung. Wenn man allerdings eine der Touren bucht, bei denen man auch bei den Einheimischen im Dorf übernachtet, kann es vielleicht schon passieren, dass man dieses All-In-Gericht zum Abendessen kredenzt bekommt. Na dann, wohl bekomm’s 😉


Tolle Aussichten in Sa Pa 🙁


Bei eisigen Temperaturen und Schneemeldungen schaut selbst die Katze in die Tonne.

Zurück in Hanoi verbrachten wir zunächst einige Tage mit der weiteren Planung: was machen wir in Vietnam noch, wo fliegen wir danach hin und vor allem wann? Bleiben wir in Asien oder gleich Lateinamerika? Ungelogen saßen wir uns 4 oder 5 Tage lang den Allerwertesten platt, suchten alle Suchmaschinen quer durch, erwägten Reisezeiten und Wetter, sponnen bald die irrwitzigsten und abwegigsten Alternativen zusammen und drohten glaube ich auch, ein klein wenig irre zu werden! Nach langem Hin und Her stand das nächste Ziel dann aber fest: Kuba. Da wollten wir eh schon immer mal hin, und es war in dem Moment einfach die günstigste Verbindung nach Lateinamerika von Asien bzw. Vietnam aus. Also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, und auf nach Kuba!
Nächste Aufgabe war nun, in Hanoi zur kubanischen Botschaft zu gehen und uns eine Touristenkarte zu besorgen, wie das Einreisevisum für Kuba heißt. Die Botschaften liegen übrigens auch in einem sehr schönen Viertel Hanois 😉 Hier hat zum Glück alles relativ entspannt geklappt, zwei Tage später hielten wir unsere Touristenkarte in den Händen.

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