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an adventure story

Vietnam – Part II

Unsere Tour durch Vietnam führte uns mit dem Bus weiter Richtung Süden. Finales Ziel war Hoi An, wo wir mal wieder etwas länger Halt machen und unter anderem auch Weihnachten verbringen wollten. Nächstes südlicheres Ziel wären Ho Chi Min, ehemals Saigon, und das Mekongdelta gewesen. Ho Chi Min wäre jedoch auch nur eine Großstadt mehr gewesen, fanden wir. Geschichtlich ohne Zweifel äußerst interessant, aber nur deswegen die lange Reise auf uns nehmen, war es und dann auch nicht wert. Und Mekongdelta wäre zu dem Zeitpunkt auch eher sinnbefreit gewesen: es regnete seit Tagen, seit Wochen, mit seltenen Unterbrechung. Eigentlich hatten wir fast 4 Wochen lang in Vietnam nur Regen, mit ein paar wenigen sonnigen Ausnahmen. Dazu kamen Orkan und Sturmmeldungen. Auch Hoi An war nicht ganz sicher: erst im November 2017 wurde die komplette Altstadt bei einem böse wütenden Sturm unter Wasser gesetzt. Die Folgen davon konnten wir noch sehen, als wir im Dezember dort ankamen.
Auf unserem Weg nach Hoi An machten wir Stops in Ninh Binh und Hue. Die Region um Ninh Binh, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, wird auch die trockene Halong Bucht genannt wird. Aus dem Grund, da hier ähnlich wie in Halong Bay mehrere Felsformationen emporsteigen, zwischen denen sich einige Flussarme hindurchschlängeln. Auf einige dieser Felsen kann man über Steinstufen aufsteigen, um oben weite landschaftliche Aussichten zu genießen. Typisch für diese Region ist übrigens Ziegenfleisch. So lachen einem entlang der Straße mehrfach ausgestopfte Ziegen an, die auf kleinen Ständen aufgebaut sind und zum nächstgelegenen Restaurant einladen sollen. Gelockt hat es uns derzeit weniger.


Team Outdoor wieder ganz vorne mit dabei 😉







Fortbewegen kann man sich hier mit dem Moped, mit dem Rad, oder man lässt sich in einem Ruderboot über den Fluss zwischen den Felsen rudern. Wir wählten Moped und Rad, oder sind auch einfach so ein wenig durch Gegend geschlendert. Ausnahmsweise hatten wir hier nämlich mal nicht ganz so übles Wetter. Dabei konnten wir auch die für diese Gegend sehr spezielle und eigenwillige Art und Weise des Ruderns beobachten, die meist von Frauen ausgeübt wird: und zwar mit den Füßen statt mit den Händen. Dabei saßen sie völlig bequem und entspannt an der Kante des Bootes, jeweils ein Ruder irgendwie am Unterschenkel zwischen Kniekehle und Fußgelenk geklemmt, und ruderten in einer Seelenruhe vor sich hin. Ein echt gutes Training den ganzen lieben langen Tag, und das einfach so nebenbei. Wäre mal etwas Innovatives für ein neues Fitnessgerät!

Moped fahren war hier mal wieder eine sehr spannende Angelegenheit. Diesmal nicht unbedingt wegen des verrückten Verkehrs, der herrscht eher in Hanoi. Sondern wegen der Stellplätze, auf die man sein Gefährt gegen ein Endgeld stellen kann. Wir waren zu viert auf 2 Mopeds unterwegs, und da man an sich sehr gut das motorisierte Zweirad auch einfach ein paar Meter weiter weg stehen lassen konnte, umsonst, machten wir das und liefen die paar Meter. Als wir zurückkamen, hatte eines der beiden Mopeds einen Platten: Reifen durchgestochen. Im Nachhinein wurden wir von solchen Stories gewarnt: die einfachste Masche, um die zahlbaren Parkplätze zu füllen. Ebenso wie die kleinen Werkstätten, die dann in unmittelbarer Umgebung liegen. Wo dann der Bruder oder Schwager oder was auch immer für ein Verwandter nur auf Dich wartet, bis Du Dein plattes Moped zu ihm bringst, und Dir gegen etwas Kleingeld „behilflich“ ist. Warum nur ein Moped platt war, wissen wir nicht, vielleicht wurde der Übeltäter überrascht. Heute lachen wir drüber, damals fanden wir es richtig scheiße. Die letzte Erfahrung dieser Art war das nicht.

Tolles Homestay in Ninh Binh!

In Hue, der alten Kaiserstadt, blieben wir nur eine Nacht. Viele Reisende fahren hier auch einfach nur durch, da es viel mehr als den ehemaligen Kaisertempel nicht zu sehen gibt.


Hoi An hingegen ist tatsächlich ein sehr hübsches, schnuckeliges Städtchen. Wir haderten zwar auch hier mit dem Wetter, vor allem, weil immer alles feucht war und leicht moderig gerochen hat. Aber ein paar Tage lässt es sich hier gut aushalten. Das Bild der romantischen Altstadtgässchen mit den zahlreichen bunten Lampions, die abends alle hell erleuchtet sind, hat sicher jeder schon mal gesehen. Überall ertönt irgendwo entspannte Musik aus versteckten Lautsprechern, gefühlt tausend schicke und niedliche Cafés und Restaurants laden zum kurzen Verweilen ein. Wenn man ganz ehrlich ist, reichen zwei Tage in Hoi An völlig. Denn so schön und nett es auch ist, genau genommen ist es auch nichts weiter als eine Aneinanderreihung von nett aufbereiteten Trink- und Essgelegenheiten am Wasser, was ja an sich schon mal mehr hergibt. Man hat sich auch schnell daran satt gesehen. Was man hier allerdings wohl sehr gut machen kann: Klamotten maßschneidern lassen. Vom schnieken Anzug, Etuitkleid über wuchtige Ballkleider bis hin zu ganz normalen schönen Sommerkleidchen. Billig ist das allerdings nicht, wenn auch sicher günstiger als bei uns. Sinn macht es aber auch nur, wenn man nicht mit dem Rucksack unterwegs ist und noch voraussichtlich mehrere Monate unterwegs sein wird. Später traf ich eine Langzeitreisende, die sich ein Kleid nach Hause hat schicken lassen. Habe ich auch mit geliebäugelt, aber es ist ja nicht so, dass dort nicht schon das eine oder andere Kleid hängt, das man so selten anhat 😉





Die japanische Brücke.


Empfangen hatte uns Hoi An zuerst mit einem super vegetarischen Restaurants, das zu meiner Lieblingsessensgelegenheit werden sollte die nächsten Tage, und daraufhin direkt mit einer Ohrfeige: die erstgebuchte Unterkunft war der totale Reinfall. Völlig heruntergekommen, total verschimmelt. Mal wieder von Fotos täuschen lassen! Wobei Schimmel wohl generell ein großes Problem in Vietnam sein muss, und in Hoi An nach der Überschwemmung im November 2017 noch mehr. Insbesondere bei den Gebäuden nahe am Wasser waren die Wände bis zu einem Meter Höhe teilweise noch richtig nass. Glücklicherweise hatten wir nur eine Nacht gebucht und konnten direkt kostenlos stornieren. Witzigerweise fanden wir direkt nebenan ein wirklich schönes, sauberes und gemütliches Hotel. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass wir der Besitzerin zwei weitere Zimmer füllten, indem wir 3 Mitreisende hier her lotsten, oder ob sie einfach einen Narren an uns gefressen hatte. Aber wir wurden mehrfach einfach so mittags zum Essen eingeladen, und bekamen jeden Tag super leckeren Kaffee und Grünen Tee mit Ingwer. Die Mädels in Bis House sind einfach großartig!
Die Tage in Hoi An verbrachten wir mit Umherschlendern, Schreiben, Fotos entwickeln sowie Informationen über Kuba sammeln (da es dort mit dem Internetzugang nicht so einfach sein sollte). Abends kauften wir regelmäßig Obst bei unserer einarmigen Oma unten am Fluss, die einfach so liebenswürdig aussah und bis spät abends als eine der letzten den Marktplatz verließ. Keine Ahnung, wie sie mit einer Hand das Obst zurecht schnitt (meist kann man das Obst hier schon mundgerecht kaufen), aber es ist uns wohl bekommen. Ein paar Mal sind wir mit dem Rad unterwegs gewesen. Wie schon mehrfach erwähnt, schönes Wetter hatten wir keines. Aber die richtigen Leute um uns herum, und gemeinsam haben wir das Beste daraus gemacht.


Insider: LICHT INS GESICHT




Die Stadt ist so bunt wie ihre Hunde 🙂

Heilig Abend rückte näher, und das „Team Outdoor“, wie wir unser Grüppchen aus Hanoi fröhlich tauften, traf sich abends, um gemeinsam gemütlich Essen zu gehen. Danach ging es nochmal downtown, und da staunten wir nicht schlecht über die Attaktion, welche die Stadt Hoi An an Heiligabend für seine Bewohner bereit hielt: Auf einer mittelgroßen Bühne am Ufer des Thu Bon hüpften leicht bekleidete Tänzer und Tänzerinnen völlig unsynchron zu richtig schlechtem Play-back, während die viel zu laute Musik mit zu dominantem Bass aus übersteuerten Boxen schallte. Wenn auch für unser Empfinden weniger weihnachtlich, war es in jedem Fall ein extrem amüsantes Spektakel !! 🙂




Am 31.12.2017 stiegen wir dann in Hanoi in den Flieger nach Kuba.

Tausendundeine verschiedene Kaffeesorten, zwischenmenschliche Kommunikation auf Vietnamesisch und die „For me it’s ok“ – Allzweckwaffe

Kaffee kann eine Philosophie für sich sein.  Auch in Vietnam hat Kaffee – Ca Phe –  einen besonderen Stellenwert, was auch die unzähligen kleinen Cafés erklärt, die es hier wirklich überall wie Sand am Meer gibt. Und sie sind eigentlich immer voll! Man findet hier verschiedene meist sehr süße Variationen, mit schön viel Kondensmilch, Kokosmilch oder auch mit Ei, der Coffee Egg. Der typische schwarze Kaffee wird hierzulande in relativ kleinen Tassen – für uns ein großer Schluck und das Teil ist alle – oder einem kleinen Glas zubereitet, indem obendrauf ein kleiner Filter mit etwas Kaffeepulver sitzt. Oben wird heißes Wasser hinein gekippt, es wird serviert und man wartet, bis der Kaffee durchläuft. Meistens hat der Kaffee hier einen leicht süßlichen Flavour, vielleicht weil er sonst echt ziemlich bitter schmecken würde. Typischerweise wird der Kaffee mit viel Kondensmilch getrunken, die ja an sich schon alles zuckersüß macht. Unseren persönlichen Geschmack traf es weniger, auch die Variante mit Kokosmilch nicht. Kaffee und Kokos getrennt – perfekt, aber die Kombination konnte uns nicht überzeugen. Ebenso wenig der Egg Coffee, der neben einer Menge Zucker ein aufgeschlagenes Ei enthält. Das dann doch bitte lieber in einem Pisco Sour 😉 In etwas besseren Cafés erhält man zusätzlich immer noch ein Glas lauwarmes Kaffeewasser, das leicht bräunlich gefärbt ist und etwas nussig schmeckt. Ähnlich wie man bei einem guten Italiener ein kleines Glas Wasser zum Espresso erhält. Und alle Kaffeesorten gibt es entweder hot oder cold, mit gecrashtem Eis. Darauf stehen die Vietnamesen total: wenn man nicht „hot“ bestellt, wird erstmal direkt davon ausgegangen, dass man seine Kaffeevariation kalt zu sich nehmen möchte.
Wer Kaffee mag, wird Vietnam dafür lieben – haben wir oft gehört. Wie man nun unschwer erahnen kann, können wir das für uns weniger bestätigen. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass zumindest ich meinen Kaffee lieber ungesüßt genieße, entweder natürlich schwarz oder mit ein wenig Milch. Und glücklicherweise gibt es in Vietnam auch richtig guten Capuccino 🙂 den allerbesten fanden wir in einem einheimischen Eckkaffee in Hoi An.

Wenn man in Vietnam durch die Straßen läuft oder einfach nur mal Vietnamesen beim Reden zuhört, bekommt man leicht das Gefühl, sie würden sich pausenlos anschreien. Auch wir persönlich haben in den vier Wochen sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht, was das Miteinander angeht: teilweise haben wir überaus freundliche, nette und äußerst hilfsbereite, geradezu liebenswürdige Menschen kennen gelernt. Dazwischen gab es aber immer wieder Situationen, wo wir regelrecht angeschrien und beschimpft worden sind, insbesondere dann, wenn wir mal was nicht kaufen wollte. Verstanden haben wir zwar meistens nicht, was uns an den Kopf geworfen wurde, aber der Ton macht ja bekanntlich die Musik. Allerdings bekam man schon auch das eine oder andere Mal ein akzentfreies „Fuck you“ entgegen geschmettert. Auch in den Reisebussen herrschte teilweise ein Ton, wie ich ihn sonst selten irgendwo erlebt habe. Man bekommt hier als Kunde fast ein schlechtes Gewissen, so als würde man stören. Angeblich rührt das forsche Verhalten und der rauhe Ton noch vom Krieg, welches sie bis heute noch nicht abgelegt haben. Sie gehen wie gesagt auch untereinander genau so miteinander um. Also wir in Ninh Binh zu viert durch eine Gasse mit lauter Straßenständen liefen, und mal wieder von allen Seiten lautstark regelrecht angebrüllt wurden „sir! good Price, good Price“, brüllten wir einfach mal geballt „No thanks“ zurück. Die entgeisterten Gesichter waren ein Bild für Götter! 🙂

Wenn Du in Hanoi durch die Straßen läufst, kann es passieren, dass plötzlich ein Mann vor Dir auf die Knie fällt, mitten auf der Straße. Er möchte Dir dann aber in der Regel weniger einen Heiratsantrag machen, sondern vielmehr Deine Schuhe putzen oder flicken. So erging es Marcel. Seine Turnschuhe sahen nach Nepal ziemlich mitgenommen aus und vorne begann sich bereits die Sohle ab zu lösen. Die Masche der „Wanderschuster“ ist die – wie so häufig – einfach drauf los zu legen, um danach vom überrumpelten „Kunden“ Geld dafür zu verlangen. Natürlich ohne Dich davor zu fragen, ob Du das überhaupt möchtest. Marcel wußte gar nicht, wie ihm geschah, so schnell hatte der junge Mann Klebstoff auf die betroffene Stelle gemacht und die Sohle vorne festgeklebt. Marcel war überaus erfreut über die Nettigkeit des Mannes, bedankte sich lächelnd mit einem „Oh thanks“ und schob ihm doch direkt den zweiten Schuh auch noch entgegen. Ich klappte die Hände über dem Kopf zusammen und musste lachen über so viel unschuldige Naivität. Als ich ihn darüber aufklärte, dass der ach so nette junge Mann danach Geld dafür von ihm haben wollte, kam mir ein mit weit aufgerissenen Augen „Ach so“ entgegen. Ich zog dann also seinen Fuß weg und ihm am Ärmel weiter. Als der Wanderschuster um Geld bat, meinte Marcel nur: „No thanks, for me it’s ok“. Seitdem war „for me it’s ok“ die allseits angewandte Standardantwort, wenn uns mal wieder jemand irgendeinen Kram andrehen wollte, den die Welt nicht braucht.

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