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La Paz – Die Stadt in den Anden

ÜBER DEN DÄCHERN VON LA PAZ

Es war kurz vor Mitternacht, als wir direkt an unserem Hostel in La Paz ausstiegen. Die Hauptstadt Boliviens ist übrigens Sucre, La Paz jedoch beherbergt den höchst gelegenen Regierungssitz der Welt.

La Paz ist irgendwie eine positiv verrückte Stadt – so haben wir sie jedenfalls empfunden. Auf der einen Seite ist es kalt, trüb, schmutzig, arm und oft schmuddelig. Bolivien ist eines der ärmsten Länder Südamerikas. Ein bisschen hat es uns an Indien erinnert, nur mit deutlich weniger Menschenmassen, wesentlich kühler und mit weniger unangenehmen Gerüchen. Letzteres vermutlich aber auch nur, weil es eben kühler war. Von den 4.200 m, die La Paz über dem Meeresspiegel liegt, haben wir diesmal rein gar nichts gespürt. Schließlich kamen wir von Cusco und dem Titicacasee, der selbst bei 4.000 m liegt.

Auf der anderen Seite aber entdeckt man im Zentrum von La Paz einen einzigartigen Markt, so wie wir ihn noch nie irgendwo gesehen haben. Er ist gigantisch in seinen Dimensionen, und man findet hier wirklich alles, was man sich nur erdenken kann. Daher werden auch keine Supermärkte benötigt. In ganz Bolivien wird man keinen Supermarkt finden. Auch nicht in kleinerem Ausmaß wie die sogenannten „tiendas“, wie man sie sonst in Südamerika an jeder Ecke findet. Und zwar neben den „normalen“ Supermärkten, die teils so riesig sind wie in den USA, so dass man Mühe hat, sich nicht zu verlaufen. Häufiger hingegen findet man Kiosks, auch mal etwas ausgedehntere, oder Straßenverkäufer. Aber Supermärkte gibt es in Bolivien nicht. Dafür findet man auf den Märkten, und dem hier im Speziellen, unerwartet viele Sorten an Obst und Gemüse, Käse, Fleisch, einfach alles. Auch Klamotten. Weder in Asien noch sonst in Südamerika ist uns ein so sauberer und geordneter Markt begegnet! Und er befindet sich mitten in den Straßen von La Paz, eine sonst wie gesagt eher schmutzige Stadt.

Im touristischen Zentrum – also dort, wo auch die meisten Hostels und Hotels angesiedelt sind – gibt es eine Fülle an netten und wirklich guten Restaurants. Besonders empfehlen können wir das Steakhouse und das Café Vida (vegetarisch). Im Steakhouse gibt es eine schöne Portion Rindfleisch (350 gr) von ausgesprochen guter Qualität, flambiert mit namhaften Whiskey zu einem unschlagbaren Preis von ca. 13 EUR, inklusive Süßkartoffeln und samt Salatbuffet. Das Café Vida zeichnet sich durch herrlich leckere und frische Salate und Gemüsebowls aus und hat weit und breit die leckersten Smoothies. Von Streetfood und einfacheren Straßenrestaurants wird in Bolivien aufgrund der mangelnden Hygiene abgeraten. Was wir also in Peru so gut wie ständig gemacht haben, ließen wir hier eher bleiben.

Ein Highlight in La Paz ist zweifellos die Seilbahn! die Teleférico. Mit modernster Technik über die Dächer einer der ärmsten Städte der Welt zu gondeln, ein wenig unwirklich ist das schon. Trotzdem sollte man sich eine Fahrt mit der Teleférico bei einem La Paz Besuch nicht entgehen lassen.

Hoffnungslos verstopfte Straßen und konstantes Verkehrschaos in La Paz verlangten nach einer Lösung. Statt einer U-Bahn oder Metro entschied man sich für eine überirdische Lösung in der Luft. Ein raffinierter Schachzug. Das österreichische Unternehmen Doppelmayr bekam den Zuschlag und 2014 wurde die erste von mittlerweile 4 Linien eröffnet. Eine weitere ist aktuell im Bau und kurz vor der Einweihung. Damit auch die ärmere Bevölkerung schneller von A nach B gelangt, kostet eine Fahrt pro Person gerade mal 3 Bolivianos (2018 ca. 30 Cent). Besonders empfehlenswert ist eine Fahrt mit der roten Linie hinauf zu „El Alto“, wo sich auch der Flughafen El Alto befindet, sowie mit der orangenen Linie. El Alto ist das Armenviertel von La Paz, beherbergt aber auch einen der weltweit größten Freiluftmärkte der Welt. Die Aussicht und die Eindrücke von oben aus der Luft sind faszinierend. Wie ein Tetrisspiel setzt sich ein Gebäude neben das andere. Erst jetzt fällt einem richtig auf, wie unfertig die meisten Gebäude doch sind: fast keines ist verputzt! Was das Stadtbild neben dem grauen Wetter (was wir hier mal wieder hatten) noch trister aussehen lässt. Viele Dachterrassen sind voller Müll und Dreck. Oder man sieht den Menschen bei ganz natürlichen Dingen des Alltags zu: die einen waschen Wäsche, die anderen ihre Haare in einer großen Blechschüssel, wieder andere kochen oder sitzen an einer Nähmaschine.




Als weitere Attraktion in La Paz gilt der „Witchmarket„, der im Zentrum bei unserem Hostel direkt um die Ecke lag. Hier gibt es viele kleine Läden zu durchstöbern, die alle möglichen Dinge und Mittelchen verkaufen. Neben einfachem Hustensaft gibt es Pillen mit viagraähnlicher Wirkung (hier kann man zwischen mehreren Stufen wählen! 😉 ), sowie unzählige Pülverchen und Säftchen für alle nur erdenklichen Weh-Wehchen, alles rein natürlich! Auffallend sind die ausgetrockneten Lamaföten, die hier überall herumhängen. Ja, richtig gelesen, Lamaföten. Das hat in dem Fall nichts mit Vodoo zu tun. Laut Tradition wurde früher, wenn etwas Wichtiges bevorstand oder erreicht werden sollte, oder auch einfach nur ein Wunsch offen war, ein getrocknetes Lamafötus genommen, ein Loch in die Erde gebuddelt und das Lamafötus gemeinsam mit einem aus einer Zuckermasse erstellten Plättchen darin vergraben. Die Zuckerplättchen sind zwischen 5 und 7 qcm groß und stellen den Inhalt des Wunsches dar. Wünscht man sich bspw. ein Haus, ist hierauf ein Haus abgebildet. Auch heute noch lebt dieser Brauch. Andere Länder haben eben andere Bräuche und Traditionen!

La Paz und Umgebung sind in jedem Fall eine Reise wert und bieten für jedermanns Geschmack etwas. Nach drei Tagen ging es für uns weiter, wir wollten weiter nach Uyuni, um in einer 3-Tages-Tour durch die sagenumwobene Salar de Uyuni zu fahren, sowie die Wüstenlandschaft unterhalb Uyunis bis zum Grenzübergang nach Atacama in Chile zu sehen. Jetzt würde uns die Regenzeit zum ersten Mal in die Karten spielen: dann nämlich steht die Salzwüste ein paar Zentimeter unter Wasser, und man kann diese magischen Spiegeleffekte beobachten.

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2 Kommentare

  1. Daniela 4. Juni 2018

    Wow, es ist wirklich sehr beeindruckend, wie sich die Stadt zwischen die Berge schmiegt… wieder mal tolle Bilder!

  2. Daniel 8. Juni 2018

    Beeindruckende Stadt! Euch ganz viel Spass.

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